Politik zum Mittag

Es ist doch erstaunlich, wie sich mein Sonntag-Mittag-Essen dem Prinzip aktueller Politik unterwirft. Wie jedes gute Ereignis (formely knows as Rezept) bedarf auch ein Sonntagmittag einiger Vorbereitung und der innerliche Wahlkampf und seine Themen wurden dann von kleinen äußeren Beeinflussungen diktiert. Der Einkauf vom Donnerstag brachte aber noch kein Ergebnis, so dass bis Freitagabend nachjustiert werden musste. Und dabei fiel mir dann eine Wruke resp. Steckrübe in die Hände. In Erinnerung eines Bechers Schmand im Kühlschrank, der sicher bald in Rente ging (und übrigens nach wie vor auf seine Pensionierung wartet), waberte irgendwas mit gewürfelter Wruke, Schmandkartoffeln und einer proteinliefernden Beilage durch kulinarische Kleinhirn. Ggf. auch Schmandsteckrübe an gewürfelter Kartoffel o.ä.

Der Einkauf hinterließ bei der Proteinbeigabe eine planerische Lücke, aber der Blick in den Tiefkühler erbrachte zwei gut abgelagerte panierte Fischfilets, die dringend bereit für die Aufgabe erschienen. Bis zum Wahltag, der dann alles anders machte. Der Griff zu den gemüsigen Zutaten ließ eine Quantität erahnen, die nicht mit einer gesunden Portionsgröße korrellierte und die aber auch nicht, nach ursprünglicher Idee, aufwärmbar – in gut – erschien.

Sonntagmittag

So wandelte sich das Rezept ein wenig bei den Koalitionsverhandlungen (ich glaube, dass heißt in der Küche Mise en Place („Mist am Platz“)), und tendierte dann schnell in Richtung Suppe, hatte ich doch neben den Fischfilets auch noch eingefrorene, irgendwann vorher selbst gemachte Brühe entdeckt.

Durchwachsener Speck wurde (nicht zu) klein geschnitten und in etwas Rapsöl angebraten. Dann kamen die Zylinder Suppe (die Einfriergefäße waren rund) dazu und während ihres hitzebedingten Auftauens auch die gewürfelte Wruke, ein paar gewürfelte Kartoffeln und eine – der Vielfalt wegen – in Scheiben geschnittene Möhre dazu. Etwas Pfeffer und Rosmarin begleitete das Gemüse in den Topf, mit Salz war ich vorsichtig – Speck und Brühe waren ja auch schon gewürzt. Es kam aber auch noch etwas Wasser dazu, damit das Gemüse knapp bedeckt war.

Alles köchelte eine Weile vor sich hin, am Ende kamen noch ein paar grob geschnittenen Chiliwürstchen, etwas Salz und ein paar Chiliflocken dazu. Als die Wurst warm war, konnte angerichtet werden.

Wruken-/Steckrübeneintopf mit ChiliwürstchenDamit der Widerspruch zwischen Wahlversprechen und Regierungsprogramm noch deutlicher zu machen, wurde auch nicht auf einem tiefen Teller, sondern in einer „Schüssel“, eigentlich einer henkellosen Tasse mit Kunststoff-Griffring eines mir nicht bekannten Designers, serviert.

Wruken-/Steckrübeneintopf mit ChiliwürstchenAllerdings kam hier etwas recht wohlschmeckendes heraus, ein wenig mit Pfiff, die Würstchen und die Flocken verliehen dem Gericht eine gewisse Pikants. Die Kräuterbeigabe zum Ende hin habe ich offensichtlich vergessen. Aber im aktuellen Koalitionsvertrag steht ja auch nicht alles notwendige drin.

Klassiker mal anders, teils weniger, teils mehr

Sonntagmittag

Es war frisch draußen, und was hilft da mehr, als eine gute Suppe?! Beim Einkaufen am Freitag fiel mir eine kleine Wruke (formely know as Steckrübe) in die Hände, dazu ein paar Möhren. Kartoffeln waren noch im Haus und aus der Kühltheke folgte dann freiwillig ein kleines Stück Suppenfleisch mit Knochen. Etwas durchwachsener Speck fristete auch schon ein eingeschweißtes Dasein im Kühlschrank und harrte der baldigen Verwendung. Und dann kam eins zum anderen.

Am Sonnabend wurde dann alles zubereitet: Zuerst eine Suppe ohne „Suppengrün“, also ohne Lauch, ohne Sellerie, ohne die üblichen verdächtigen. Eine ordentliche Zwiebel wanderte grob zerkleinert in den Topf und wurde dann durch das Suppenfleisch belegt. Pfeffer, Piment, Lorbeerblatt kam dann noch dazu und Wasser. Ich habe auch gleich eine Erstsalzung vorgenommen, alles zum Kochen gebracht und dann vor sich hin simmern gelassen. Als das Suppenfleisch fast vom Knochen fiel, habe ich diesen entfernt und das Fleisch grob zerkleinert. Außerdem habe ich die kleingeschnittenen Möhren, die gewürfelte Wruke und die Kartoffeln dazu gegeben und alles in etwas über einer halben Stunde gar gekocht. Dann kam alles über Nacht auf einen leicht frostigen Balkon.

Am nächsten Tag erwies ich mich als Ausgeburt der Intelligenz. Da ich den heißen Topf auf den Balkon getragen hatte, wurden dafür Topflappen benutzt, die ich in der Nähe der Balkontür deponierte. Am Sonntag holte ich dann den Topf mit den Topflappen anfassend wieder rein … Vielleicht wollte ich mich vor dem Gefrierbrand an den Händen schützen, aber sooo kalt war es in der Nacht auch wieder nicht. 😉

Als ich Sonntag vor der Essenszubereitung in die Küche kam, fiel mein Blick auf einen Spitzkohl, den ich schon vor einer Woche gekauft hatte und der eigentlich auch weg musste … Also habe ich den in ein wenig Wasser mit Salz, Pfeffer und Kümmel schnell gegart und dann den Suppentopf darüber entleert. Als das dann wieder alles heiß war, gab es dann Wrukeneintopf mit Krauteinlage.

Wrukeneintopf mit SpitzkohleinlageDa die Steckrübe auch als Kohlrübe bezeichnet wird, passt vielleicht die Ergänzung mit dem Spitzkohl. Die Suppe war aber auch wirklich mal wieder gelungen. Gehaltvoll und lecker.

Wrukeneintopf mit SpitzkohleinlageDa braucht es fast nix zu. Vermutlich wichtig ist der dezente Einsatz von Wasser, nur gerade so viel, dass alles gar wurde und gut umgerührt werden konnte. Dienstag und vermutlich auch noch Mittwoch gibts dann die Reste auch auf Arbeit zum Mittag. Außer, ich finde noch einen Mitesser für Dienstagmittag.

Herbstliche Trilogie – Teil 4

Suppe kochen. Oder auch Brühe. Ein langwieriger Prozess, der zwar Anwesenheit verlangt, aber meist nicht sehr viel Aktivität. Und weil niemand „stuuundenlaaang“ in der Küche stehen will, wird immer wieder gern auf Pülverchen und Gläser zurückgegriffen und hinterher wundert man sich, warum es nicht wie früher schmeckt … Dabei muss man nur neumodische „Hobbys“ mit den alten verbinden und schon wird’s auch wieder richtig schön.

So geschehen dieser Tage. Letztendlich ist gar nicht so viel hinzu zu fügen außer ein paar Rezeptdetails. Eine schöne Beinscheibe bildete die fleischliche Basis der Brühe, etwas entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten briet ich sie im Topf auch erstmal mit Öl ein wenig an. Als beide Seite eine schöne Bräunung hatten, löschte ich alles mit 1 l Wasser ab und gab klein geschnittene Sellerieknolle, Möhre und Lauch dazu. Pfeffer, Piment, Lorbeer, Salz kamen auch noch hinzu, alles wurde einmal aufgekocht und dann bei geringer Hitzezufuhr 2 Stunden gesimmert. Zeit zum Binge watching …

Zwischen den Folgen oder in möglichen Werbepausen kann man immer mal nach der Suppe sehen. Und nebenher – statt irgendwas zu knabbern – die Genussgemüse schnibbeln. In meinem Fall waren es nochmal ein paar Möhrchen, ein paar mehlig kochende Kartoffeln und eine halbe Wruke/Steckrübe. Das kam dann mit in den Topf, wurde einmal aufkochen gelassen und dann wieder in den Simmermodus versetzt, da passte dann noch eine Folge hinein (45 Minuten können es ruhig sein, die Kartoffeln dürfen zerfallen). Wegen der späten Stunde kam dann alles im Topf auf den kühlen Balkon und am nächsten Tag konnte schön gespeist werden. Vorher wurde es nochmal erwärmt und abgeschmeckt (Salz kann meist dazu, da die Kartoffeln davon immer einiges verschwinden lassen).

WrukeneintopfNach der ganzen Kochzeit ist das Fleisch vom Knochen gefallen und wunderbar zart, es zerfällt fast. Allerdings ist nicht alles Fleisch, was da dunkel in der Tasse schwimmt.

WrukeneintopfEine Zutat habe ich noch verschwiegen, die ich schon am Anfang hineingegeben hatte: Fein gehackte Champignon-Stiele und geviertelte Champignon-Köpfe. Im Prinzip vermutlich verzichtbar, aber auch nicht störend. Dafür sieht man keine Kartoffeln mehr, aber die Suppe hat schön etwas Bindung. Lecker.

Sonntagmittag

„Surf&Turf“ stand dieses mal auf dem Programm, crossfadet mit „Himmel&Erde“. Wobei es unter dem letzten Klischee auf der Speisekarte steht, das erstere ist von mir, aber auch irgendwie ein wenig stimmig. Wer natürlich unter „Surf&Turf“ nur eine Garnele auf einem Steak versteht, den muss ich enttäuschen. Aber als allgemeiner gefasste Kombi von Wasser- und Landtier geht das doch sicher auch durch.

Himmel und Erde - Gebratenes Zanderfilet auf Kartoffelstampf mit gebratener Blutwurst, Apfelkompott und Dijon-Senf-SoßeEin gebratenes Zanderfilet thront auf Kartoffelstampf, den eine Dijon-Senf-Soße umfließt. Mit dabei ist ein kleines aufgeschnittenes und ebenfalls gebratenes Blutwürstchen und etwas Apfelkompott. Da möchte man einen großen Löffel haben, um wirklich mal alle Komponenten gleichzeitig in den Mund zu bekommen.

Himmel und Erde - Gebratenes Zanderfilet auf Kartoffelstampf mit gebratener Blutwurst, Apfelkompott und Dijon-Senf-SoßeVon den möglichen Dreierkombinationen, die da so denkbar sind, fand ich die aus Blutwurst, Kartoffeln und Äpfeln mit am leckersten. Aber auch der Fisch mit Stampf und Soße brillierte am Gaumen. Und, um auf sehr hohem Niveau zu jammern: Vermutlich wäre alles noch ein Ticken perfekter, wenn das sehr gut schmeckende Apfelkompott ein wenig warm gewesen wäre. Gerade auch mit der warmen Kombination von Apfel und Kartoffel habe ich früher schon mal sehr angenehme Erfahrungen gemacht.

Gebratene Blutwurst ist natürlich nicht jedermanns Sache. Ich habe mich an das dunkelrote Vergnügen auch erst als ausgewachsener Mensch herangetastet. Spätestens die Reportagen eines Anthony Bourdain oder eines Rick Stein haben mich auf die Suche nach guten, bratfähigen Blutwürsten geführt. Leider ist das, was die hiesigen Supermärkte und Discounter so anbieten, nur bedingt bratfähig, es fehlt offensichtlich die hitzebeständige Bindung im Material. In den Episoden benannter Reiseköche aus Südfrankreich und/oder Spanien war die Wurst auch ganz anders aufgebaut. So war ein Hauptbestandteil neben Fleisch, Zwiebeln und Blut unter anderem auch Reis. Aber solche Blutwürste habe ich hier noch nicht gefunden.

 

Sonntag (15.12.2019)

Normalerweise freue ich mich ja auf die Sonntagsausflüge mit Vattern in irgendein Restaurant der Region. Heute kam dann noch eine gewisse Gespanntheit dazu. Das letzte Mal, dass ich im für heute ausgewählten war, ist schon etwas her. Wer tief gräbt (oder diesem Link folgt), kann da schon mal was finden. Aber seither ist Zeit vergangen und alles entwickelt sich. Wie ich gestern schon andeutete: Ich freue mich auf was gutes, befürchte aber das Gegenteil.
Und als ich die riesigen Teller an den Tisch kommen sah, … Aber die Portionen waren in sehr angenehmer Größe. Es war viel Platz für Deko-Grünzeug. Was aber durchaus positiv zu verstehen ist.

Der Teller war nicht überladen, man konnte wunderbar drauf Arbeiten und die Aromen genießen. Ein kleines Highlight bildete das kleine Salatbouguet mit dem herrlich fruchtigen Himbeerdressing. Die Kartoffeln waren auf den Punkt gegart, das Sößchen war auch sehr lecker. Und der Zander (ja, ich hatte mal wieder Zander) war fast so gut wie er aussieht. Etwas mehr auf der Hautseite gebraten, dafür etwas weniger auf der anderen … Aber ich jammere schon wieder auf hohem Niveau.
Ebenfalls positiv zu vermerken ist die spürbare Gemüseauswahl. Nun war dieses Gericht eins, das genau so auf der Karte stand. Man hätte sich aber auch das eine oder andere selber zusammenbauen können. Dafür standen Karotten-Fenchel-Gemüse, Birnen-Steckrüben-Gemüse und Karotten-Sellerie-Gemüse zur Verfügung. Frische Champignons und Rotweinzwiebeln in Marsala könnte man auch noch mitzählen. Diese Beilagen gab es zu verschiedenen Steaks und anderem Fleisch, waren aber auch bei den Karten-Gerichten präsent, auch wenn sich das Karotten-Fenchel-Gemüse auch unter dem Fenchel-Möhren-Gemüse tarnte.
Den Zander begleitete übrigens das Birnen-Steckrüben-Gemüse, dass man als Wruken-Birnen-Gemüse hätte auch doppelt verkaufen können. Kleiner Scherz. Sicher ein bisschen viel Obst wegen der Richtlinien, aber ich hatte sowieso nicht vor, ein Dessert zu nehmen, also alles gut. Leider erwies sich das Gemüse als derartig schlecht zubereitet, dass ich eigentlich nur davor warnen kann. Birne und Wruke waren gerade etwas erwärmt, aber von irgendeiner Form der Garung war weit und breit nichts zu bemerken. Wer sowohl Birnen als auch Steckrüben kennt, weiß, dass sie gegart und angeröstet wunderbare Aromen entfalten können. Hier nicht. Das lag aber nicht nur daran, dass sie nicht gegart wurden. Sie schmeckten durchaus nach etwas: nach altem, ranzigen, überhitztem Butterfett. Hunger sowie der Zwang, Gemüse essen zu sollen, trieben es aber doch rein. Ein Vergnügen war das nicht.
Der Abend harmonierte mich dann wieder mit den Aromen der guten Küche. Diesmal war ich es aber selber, der hier etwas einfaches, aber doch geschmackvolles zubereitete. Und das auch noch mit frischer Butter in einer sauberen Pfanne. Es geht also, und sollte in Hotelküchen eigentlich auch gehen.

In der Butter und unter einem Pfannendeckel ließ ich sanft ein paar Blumenkohlrößchen garen und leicht anbräunen. Eine fein zerteilte rote Spitzpaprika kam hinzu sowie Salz und Pfeffer. Als der Blumenkohl al dente gegart war, hatte ich drei Eier verschlagen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gewürzt. Die Masse kam dann mit in die Pfanne und durfte stocken. Damit das auch oben geschah, habe ich wieder den Deckel geschlossen und alles in Ruhe (= mit wenig Hitze) garen lassen.

Ein paar Schnittlauchröllchen grünten alles nach oben hin ab. Und es zeigte sich zusätzlich, dass ich doch zu recht einen Pizzateller besaß. Normalerweise bin ich nicht so der große Pizzafreund. Wenn es alternativen gibt, nehme ich meist die. Und zur Zeit sowieso. Aber das Blumenkohl-Paprika-Omelett passte wunderbar da rauf und konnte mit Wonne verspeist werden. Etwas Obst gleich hinterher füllte das Karma-Konto noch weiter auf.

Steckrüben-Kohlrabi-Suppe Royal (29.03.2019)

Tja, heute wurde es königlich, wobei mich der royale Aspekt der schönen Suppe nicht wirklich erschließt.

Vielleicht sind es ja die einliegenden Wiener, war Wien doch schon immer eine Residence-Stadt und beherbergte Kaiser und Könige.

Letztendlich war die Suppe ein einfacher Wrukeneintopf, dem Kohlrabi beigemengt wurde. Von der Sahne bemerkte man wenig, was aber auch nicht störte.

Ausflug ans Wasser und in die Sonne

*singt* „Wochenend‘ und Sonnenschein. Und dann mit Spaß am See allein. Mehr brauch‘ ich nicht zum Glücklichsein. Wochenend‘ und Sonnenschein.“ *Singsangende* Der Schlager sagt es, dass es schön am Wasser ist. Und so bieten sich wassernahe Regionen gern mal als Ausflugsziel. Das wäre doch mal ein schöner Ausflug: Einen Tag am Strand verbringen, danach einer Zugbrücke bei der Arbeit zuschauen und anschließend in ein Restaurant. Dafür kann man sich auch mal etwas ins Auto setzen und durch die mecklenburg-vorpommersche Landschaft cruisen. Auch der Weg ist das Ziel.
Bei dem Ausflug liegt es nahe, auch in maritimer Atmosphäre zu speisen. Und man speist nicht schlecht. Unser Besuch im Restaurant war durchaus einer der besseren, zumindest, wenn man sich auf den eigenen Tisch und das Geschehen darauf konzentriert. Beim Betreten der gastlichen Stätte und dem suchenden Blick nach einem freien Tisch wird einem schnell geholfen. Es hilft, ein paar Schritte hinein zu machen, ansonsten sieht man „nur“ in ein großes Aquarium. Dieser Fisch steht nicht auf der Karte, aber anderer.
Am Tisch angekommen wird man mit der Menükarte versorgt. Kulinarische Spezialitäten der Region, aber auch internationale Küche wird geboten, für die frische Zubereitung spricht die übersichtliche Karte und ein entsprechendes Versprechen auf der Webseite. So gibt es als Beilage zum Beispiel keine Kroketten, aber welches Restaurant macht die auch selber? Aufmerksame Höflichkeit begleitet den Service und so stehen die bestellten Getränke schnell auf dem Holztisch und auch die Vorspeisen erreichen ihn in sinnvoller Zeit.
Die Wruke war mal ein Arme-Leute-Essen und selbst heute noch sehen viele sie als Viehfutter, weil sie sie mit einer Futterrübe verwechseln. Aber die Steckrübe ist eine wunderbare Basis, eine schöne Suppe zu kochen. Beispiele gibt es dafür bei EiTV und im Blog. Aber genau so wenig, wie andere Gerichte standartisiert sind, gibt es natürlich auch hier Varianten. So „fehlten“ in der Restaurantvariante die Kartoffeln, die ich immer mit dazu gebe. Aber man muss auch keine Kartoffeln ran machen. Man muss auch nicht mit den Kräutern übertreiben. Die Steckrübensuppe war trotzdem einfach nur lecker. Das traf übrigens auch auf die Strauchtomatensuppe zu. Nun mag man sich denken, Tomatensuppe ist Tomatensuppe ist Tomatensuppe. Aber die angebotete hatte einiges, was man oft bei solchen Suppen nicht hat: angenehmen, ausgewogenen Geschmack und sogar Struktur, die sonst meist hoffnungslos verkocht ist. Hier aber sprang förmlich die Frische aus dem Schüsselchen, in dem sie serviert wurde.
Wobei das -chen eine hemmungslose Übertreibung ist. Das ist aber auch beinahe der einzige wesentliche Kritikpunkt. Für eine Vorspeise waren beide Suppen einfach etwas überdimensioniert. Wir hatten schon Angst, dass sich das auch auf das Hauptgericht ausdehnen wird, aber die waren erfreulicherweise in einer sehr vernünftigen Größe. Die Auswahl in der Karte war genauso erfreulich aufgeräumt, es war aber trotzdem für viele Wünsche was dabei: mehrere Fisch- und Fleischgerichte, auch an die Vegetarier war gedacht. Schade, dass die Speisen, die vor dem Restaurant auf Aufstellern zu sehen waren, nicht alle in der Karte Widerhall gefunden hatten. Aber das zieht sich durch, auch die Karte auf der Webseite ist aufgeräumter (wenn auch schon vor einiger Zeit) als das Vor-Ort-Exemplar.
Eine norddeutsche Spezialität, an der sich die Geister scheiden, fand sich auch auf der Karte: Labskaus. Ich konnte nicht widerstehen und wollte das probieren. Meine bisherigen Versuche auf diesem Gebiet waren von abgepackter Dosenware ekligster Art geprägt, so dass ich gespannt war. Es gab zwei wesentliche Unterschiede zu dem, was sich auf dem Teller präsentierte: es schmeckte und es sah völlig anders aus, als das, was ich bisher aß. Beide Punkte hängen vermutlich auch ursächlich zusammen, da hier die Zutaten nicht zu einer großen Matschepampe vermengt waren. Auch fehlte ein in den Dosen immer wieder anzutreffendes Aroma, was zum großen Vorteil geriet. Zwei Spiegeleier, der Rollmops, die Kartoffeln, die Gewürzgurken und die Roten Bete waren deutlich sicht- und unterscheidbar auf dem Teller arrangiert und unter den Eiern fand sich auch das gepökelte Rindfleisch. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist es in der Konsistenz doch gewöhnungsbedürftig. Man stelle sich gekochtes Cornet Beef vor (was es im wesentlichen ja auch ist). Vermischt mit dem Eigelb und in Anwesenheit von Gurkenfragmenten und Betesegmenten auf der Gabel wird alles zu einem Gaumenkitzel.
Fleisch wird im Restaurant gern gegrillt. Und wenn man ein Fleischgericht bestellt, hat es entsprechende Grillspuren. Es war nicht genau festzustellen, ob die Grillaromen vom Fleisch selber oder von einem vorher gegrillten Fleischstück kamen, aber an ein paar Stellen waren sie beim zweiten Hauptgericht doch sehr dominant. Ansonsten war es aber in Ordnung und vor allem das Buttergemüse (anderswo doch manchmal etwas einfallslos und labsch) war hier eine leckere Mischung aus Möhre, Wruke, Kohl, Zucchini und anderen Früchten. Die hohe Kunst der Sättigungsbeilagen sind unter anderem Bratkartoffeln, die im konkreten Fall wunderbar gelungen waren.
Was übrigens alle Gerichte auszeichnete, war die perfekte Esstemperatur, mit der sie auf den Tisch kamen. Man lief nicht Gefahr, sich die Zunge zu verbrennen/verbrühen, konnte sich aber genauso sicher sein, dass nicht die letzten Bissen kalt gegessen werden müssen. Die richtige Temperaturen waren auch zu finden in den Getränken, die aufmerksam und in bester Servicemanier auf den Tisch kamen. Leere Gläser wurden genauso erkannt wie leere Teller. Ersteres wurde natürlich aufgefüllt, letzteres korrekt abgeräumt. Und auch der abschließende Espresso kam so, wie er kommen sollte. Der Cappuccino natürlich auch. Einfach und ehrlich.
Die Insel Usedom ist immer eine Reise wert. Es gibt so viel zu sehen, einen inselumfassenden Ostseestrand in vielen Varianten. Man kann die Insel über Anklam befahren, dort einen schönen Tag verbringen und abends wieder über Wolgast verlassen. Dort, fast gleich neben der Brücke, befindet sich auf der Schlossinsel „Der Speicher“ – ein Hotel, eine Pension und das Restaurant, in dem wir waren. Das kann man ruhig weiter empfehlen, um im kleinen Kreis und in angenehmer Atmosphäre zu essen und zu trinken. Ein zeitgleich im größeren Rahmen stattfindendes Familienessen stand, wie die Beobachtung zeigte, nicht unter einem guten Stern. Da ging einiges schief. Mehr dazu in der Audiodatei. Vielleicht wurde der Tisch an einem Montag vorbestellt …

Das sieht ja aus wie Kraut und Rüben

Stimmt. Das sind ein paar in robust feine Streifen geschnittene Kohlblätter (man könnte auch was vom Kohl abhobeln) und ebenso klein geschnittene – der Versuch zählt – Steckrübenjulienne.
Kraut und Rüben
In der erhitzten und demzufolge heißen Pfanne fanden vor der Kraut-und-Rüben-Invasion noch ein paar Tropfen feinsten Rapsöls wohlwollende Aufnahme. Salz, Pfeffer sowie der mischende und wendende Gebrauch einer Gabel vollenden den ersten Zubereitungsschritt.
Mischmasch.
Damit das ganze nicht nur bräunt/karamellisiert sondern auch gart, wird es anfangs mit einem Deckel versehen. Aber Vorsicht: Auch dann kann es anbrennen. Gelegentliches Rühren (unter vorheriger temporärer Entfernung des Deckels) hilft, die Entwicklung des Gerichtes in eine positive Richtung zu unterstützen.
Deckel drauf
Sind Kraut und Rübe al dente gegart, verbessert man das Aroma durch die Entfernung des Deckels und der anschließenden Bildung von Röstaromastoffen.
Bratspuren
Jetzt sollte gut abgeschmeckt werden. Zur Finalisierung wird eine hinreichend große Zahl an Eiern verquirlt und gewürzt.
Eier verquirlen
Außer den üblichen Verdächtigen Salz und Pfeffer fanden hier noch etwas Paprika und Chili Einzug. Diese Masse wird dann gleichmäßig über den Pfanneninhalt, der zuvor auch gleichmäßig im Kochgeschirr verbreitet wurde, verteilt.
Zu wenig Ei
Für eine richtige Frittata war das wohl zu wenig Ei. Stocken lassen sollte man es aber trotzdem. Schön langsam bei nicht zu großer Hitze. Schließlich soll es einerseits durch garen, anderseits aber auch nicht verbrennen.
Wie ich den Pfanneninhalt dann gewendet habe, kann ich leider nicht sagen.
Frittata Kraut und Rüben
Das muss jeder für sich selbst hin bekommen. Ich suche nur gerade eine Renovierhilfe für die Küche …

Ab in die Pfanne

Heute gab es mal ein schnelles Abendbrot direkt aus der Pfanne. Und es war kein Steak dabei. Ich wollte mal die angebotenen Schweinefiletmedallions ausprobieren. Aber irgendwas musste noch dazu.
Medallions in Soße mit Bratwrukenscheibe
Die Schweinefilets, vom Fleischer bereits vorgeschnitten, waren nicht so der Bringer, ließen sie sich doch nicht noch weiter zu Medallions plattieren. Also kamen sie einfach so in eine heiße, mit wenig Öl ausgekleidete Pfanne. Als sich erste Bratspuren bildeten, kam die Scheibe … tja, was ist das für eine Scheibe? Nun, wer den letzten Artikel hier im Blog gelesen hat, wo gekocht wurde, wird sich an eine der Hauptzutaten erinnern: Wruke (vulgo: Steckrübe). Da ich für die Suppe nur eine halbe verwendet hatte, bot sich die Möglichkeit einer schönen großen Scheibe. Die rieb ich beim Mitbraten in der Pfanne über den sich Bratensatz, ohne sie umzudrehen. Letztendlich wurde die Wrukenscheibe wie ein Steak zubereitet: Nur einmal umdrehen.
Als ich das Fleisch zum Ruhen aus der Pfanne entfernt hatte, kam, um den letzten Bratensatz abzulösen, noch etwas Butter mit in die Pfanne. Da ich den Pfanneninhalt beim Braten gesalzen und gepfeffert hatte, unterstellte ich eine gewisse Würzigkeit in dem, was sich noch im Bratgeschirr befand. Da die Wrukenscheibe vermutlich eher etwas Süße mitbrachte, erfrischte ich das Gericht durch die Anwendung eines guten Löffels Creme fraiche, deren Säure den angenehmen Widerpart bildete.
Auf dem Teller kam dann alles wie oben zu sehen zusammen. Ein paar Kräuter hatten noch den Weg in die Soße gefunden, sie war fast das beste auf dem Teller. Aber auch die Wrukenscheibe, al dente gebraten, konnte als Beilagenidee überzeugen. Und die nächsten Medallions schneide ich wieder selber.

Der Bann ist gebrochen, obwohl Fleisch angebraten wird

Da ging ich doch, meinen Wochenendeinkauf durchführend, durch den Supermarkt meiner Samstagswahl und überlegte, was ich schönes zaubern könnte. Noch nicht wissend, dass mich an der Fleischtheke Entrecôte, Clubsteaks und andere Leckereien erwarten, griff ich in der Gemüseabteilung nach einem Suppenbund, einer extra Lauchstange und einer Steckrübe. Es hätte auch ein Spitzkohl sein können, aber irgendwie war mir doch erstmal nach Wruke.
Auch wenn der Anfang fast so aussieht wie in der letzten Zeit öfters, wird es doch etwas anderes. Das sich erhitzende Öl im edelstählernden Kochgeschirr ist Olivenöl, aber das ist vermutlich irrelevant.
Öl erhitzt sich im Topf
Hat es die passende Temperatur erreicht, folgt das Fleisch.
Beinscheibe anbraten
Wenn man eine schöne Brühe machen will, muss man das Fleisch zwar nicht anbraten, aber mir war danach. Eigentlich röstet man für einen idealen Fond das Röstgemüse zuerst an, aber ich hatte nicht so ganz den Elan, das Buch mit dem wissenschaftlichen Kochanleitungen herauszusuchen. Aber die Brühe war auch echt gut, als ich sie vor Jahren mal probiert hatte. Eine der ersten Anweisungen aus dem Rezept war, wenn man Rauchmelder in der Küche hätte, solle man zuerst die Batterien entfernen … Das war wirklich notwendig, aber ich habe keinen Rauchmelder in der Küche.
Wenn sich das Fleisch vom Topfboden löst (von selbst), kann man es umdrehen. Bei Beinscheibe ist es unnötig zu hoffen, dass man die andere Seite auch anbraten kann, aber manchmal klappts.
Beinscheibe gewendet
Es ist übrigens sinnvoll, die Zeit des Anbratens zu nutzen, um das Suppenbund zu putzen und den Gummi bzw. das Band darum zu entfernen. Auch eine grobe Zerkleinerung hat sich als praktisch erwiesen.
Suppengrün dazu
Nicht mehr zu sehen sind die Würfel, in die ich den Sellerie zerkleiniert habe. Der Rest ist das Grün der Lauchstange, das Grün der Selleriewurzel und zwei Möhren. Damit nichts mehr anbrennt, wird alles mit Wasser bedeckt.
Wasser drauf
Die Würzung ist nicht ganz unwichtig.
Würzen
Salz, Pfeffer, Pfefferkörner, Piment, Lorbeerblatt, …
Zwiebel u.a.
… eine geviertelte Zwiebel sind gute Aromageber. Aufkochen, Deckel drauf und laaaaaaaangsam vor sich hin köcheln lassen.
Sanft geköchelt
Wenn sich das Fleisch fast vom Knochen löst, wird im Topf aufgeräumt. Alles, was man nicht mitessen will, kommt raus. Das bezieht sich im wesentlichen auf das Grünzeug und die Körner. Ich habe es etwas rustikaler gelassen. Die Beinscheibe habe ich auch rausgewischt, ausgelöst und in mundgerechten Häppchen wieder zur Brühe gegeben. Ebenfalls hinzu kamen eine halbe Wruke und zwei dicke Kartoffeln, roh und gewürfelt.
Wruke und Kartoffeln dazu
Beinahe hätte ich die Lauchstange vergessen.
Lauch nicht vergessen
Noch einmal wird alles zum Kochen gebracht und dann so lange vor sich hinköcheln gelassen, bis die Wrukenwürfel weich sind. Und schon ist was leckeres fertig.
Suppe ist fertig
Gegessen wird sie erst morgen. Der Geschmacksbericht folgt.
Aktualisierung: Die nicht in Dosen abgefüllten Reste habe ich mittlerweile als Abendbrot verzehrt. Es geht doch nichts über einen schönen Eintopf. Bzw. eine schöne Suppe. Freue mich schon auf die gekühlt gelagerten und zur Labung aufgewärmten Reste.

Der große Zweikampf – Bericht

Mit kleiner Verspätung der Bericht. Im Zweikampf standen sich gegenüber: Wrukeneintopf vs. Wrukeneintopf. Der eine aus dem Hause „Suppenkulttour“ mit Wurzelgemüse, Kartoffeln, Kasseler und „gekocht von den Wruken-Königinnen“, wie es auf der Webseite hieß. Auf der anderen Seite die Variante á la EiTV mit üppiger Fleischbrühe, Wurzelgemüsen und Kartoffeln, gekocht vom Herdnerd.
Kann man beide Suppen überhaupt miteinander vergleichen? Auf der einen Seite die heimische Varianten nach dem Motto: Geld spielt keine Rolle, andererseits die knallhart kalkulierte Form, die in größeren Mengen gekocht wurde, um in zwei Suppenmobilen verkauft zu werden. Letztere fiel durch feinere Vorarbeit aus. Das Gemüse war in kleinere Würfel geschnitten, so dass sich eine bessere Vermischung der Ingredienzien bot. Auch wenn in meiner Suppenschale die Wruken eher in er Minderheit waren, gaben sie einen guten Geschmack ab.
Die Herdnerd-Variante hat einen etwas rustikaleren Charme durch die größeren Gemüsewürfel, die in Einzelfällen sogar noch einen al dente geratenen Kern aufwiesen. Der geschmackliche Vorteil der EiTV-Suppe – den gab’s dann doch – begründet sich in der üppiger ausgestatteten Grundbrühe. Aber hier liegen auch die betriebswirtschaftlichen Grenzen, würde es diese Art der Großmengenzubereitung zu teuer, um den Preisrahmen am Suppenauto nicht zu sprengen. Leider ist eine Kasselerbrühe eben nicht so aromatisch wie eine Beinscheibe-Suppenfleisch-Bauchfleisch-Brühe, aber dafür eher bezahlbar.
Fazit: Auch mit einfachen Zutaten kann man einen sehr anständigen Wrukeneintopf, der auch noch bezahlbar ist, herstellen. Ein erhöhter Aufwand am eigenen Herd zahlt sich aber auch aus, was sich preislich für den Koch vermutlich die Waage hält, aber er muss ja auch kein Suppenmobil abbezahlen. Insofern darf man Wruken nicht mit Steckrüben vergleichen. 😉