Essen KW 35 – Ein Rückblick

Es gab diese Woche ein bisschen was schönes und auch etwas weniger schönes, das fasse ich mal hier zusammen. Fangen wir mit dem Lieblingsfleischer an.
Der hatte eine neue grobe Leberwurst in der Auslage. Sie fiel mir gleich auf, da sie wirklich grobe, große Stückchen enthielt. Und ich LIEBE grobe Leberwurst. Leider gibt es sie kaum noch. Vermutlich ist sie mit den größeren Stückcken nicht mehr maschinengerecht, so dass es sie von den Großfleischereien, deren Produkte man in Supermärkten und Discounter kaufen kann, nicht (mehr) gibt. Maximal erbsengroß sind die Stücke, die dort zu finden sind.
Grobe(!) LeberwurstSo muss eine grobe Leberwurst aussehen! Und mein Lieblingsfleischer hat sie im Programm, zumindest testweise. Ich bin begeistert! Stücke wie Bohnen oder gar Saubohnen in einer nicht überwürzten Leberwurstmasse. Das hat natürlichen Geschmack, das hat Leber, das hat ein tolles Mund- und Kaugefühl. Handwerkskunst eben. Mit den feinen Leberwürsten kann ich wenig anfangen, diese hier hat Charakter.
Grobe(!) Leberwurst auf BrötchenDrunter ein frisches Brötchen. Lecker. Ein schönes Brot wäre auch eine gute Idee. Vor Ewigkeiten habe ich mal eine Mischung aus fein gehackten Zwiebeln und Äpfel in der Pfanne angebraten und über ein Leberwurstbrot gegeben, das wäre zur Veredlung hier auch noch eine Idee. Aber es bräuchte es eigentlich nicht. Leider steht Leberwurst auf meiner “Iss-das-mal-lieber-nicht”-Liste, aber diese Wurst steht – gefühlt an den Folgen – ganz weit unten auf dieser und damit oben auf meiner Genuss-Liste.
Vischbrötchen
Beim großen Fischbrater habe ich das Vischbrötchen entdeckt. Und nein, dass ist kein Tippvehler. Genauer gesagt heißt es wohl Backvischbaguette. Ein eingefärbtes Baguette, ein Salatblatt, eine Remoulade sind noch die positiven Bestandteile. Der “Backvisch” letztendlich der totale Reinfall.
Der erste Eindruck war noch ganz vernünftig. Das panierte Stück Visch im Brötchen sah farblich etwas künstlicher aus als das vorbildgebende Original, zu gleichmäßig, zu orange, aber das Auge ist ja auch mit. Nur eben auch nicht nur. Beim Abbiss zeigte sich der Visch in fischigem Weiß, und auch ein wenig Struktur ist optisch erahnbar. Beim drauf Rumkauen entwickelte sich diese Fischsimulation in ein schleimiges, klebriges und geschmackfreies etwas, das ganz entfernt an ungewürzte Bechamelsoße mit aufgepufftem Getreide erinnerte. Die Konsistenz erinnerte an Milchreis, der nicht mit Rundkorn- sondern mit Puffreis gekocht wurde. Bei allem guten Willen: In der Form, wie ich das verkauft bekommen habe, ist dieses Produkt nicht dem unterstellten Ziel förderlich.
Sonntag Mittag
Nach dem vielen Fisch der letzten Wochen heute mal was fleischliches. Frei nach dem Motto, wenn, dann richtig.
Rib-Eye-Steak mit Delikatess-GemüseEin wunderschön gegrilltes Rib-Eye-Steak mit ein wenig Gemüse drumrum. Die Pommes habe ich mir vom Nachbarteller geklaut. Ich muss doch ein wenig mehr auf die Einhaltung meiner Ernährungsregeln achten.
Auf den Punkt gegartes Gemüse, ein Rote-Bete-Salat, der sogar geschmeckt hat (ich mag eigentlich keine Rote Bete, aber mit zunehmendem Alter …), und ein wunderbar medium gegartes, superzartes und saftiges Fleischstück, was will man eigentlich mehr? Und wir lernen aus dem Verhalten des übrigen Tages: Es sind nicht die “Sättigungsbeilagen”, die lange satt machen, es ist der Eiweißträger, der wirklich für eine Sättigung führt. Der Rest ist Gewöhnung und Kopfsache.

Tag 3 (23.10.2019)

Die heutige Verpflegung war im wesentlichen absehbar. “Morgens” und “mittags” gab es Linseneintopf. Damit das aber nicht so langweilig wurde, einmal mit Essig und einmal ohne. Außerdem habe ich beim zweiten Essen noch eine Knackwurst beim Erhitzen reingeschnibbelt, da die Reste der Beinscheibe schon beim ersten heutigen Essen aufgebraucht waren. Zur weiteren Erfrischung der Suppe kam jedes Mal auch noch eine klein geschnittene Tomate mit dazu.
Da ich tagsüber jetzt noch kein Vollkornprodukt dabei hatte, gabs das dann zum Abendbrot. Die Leberwurst vom Handwerksfleischer gab genug Geschmack mit ab, um es mit dem Brot aufzunehmen. Dazu gabs dann noch zwei rote Spitzpaprika für den “Gemüseanteil”. Obst wurde heute repräsentiert durch vier große Pflaumen nach dem Mittag und einem Apfel nach dem Abendbrot.

Arme Fleischfreiesser

In der Werbung ist ab und an “Vegetarische Leberwurst” eines bekannten Herstellers zu sehen. Ich hoffe für diejenigen, die das essen, dass sich das Produkt geschmacklich nicht an der “Pommerschen Groben Leberwurst” aus gleichem Hause orientiert. Zum einen ist letztere in meinen Augen nicht “grob”, sondern maximal etwas uneben. Grob wäre sie mit mindestens erbsen- bis bohnengroßen Stückchen.
Geschmacklich ist sie eher eindimensional, das aber sehr laut. Es gibt da irgendeine Komponente, die ich leider nicht genauer definieren kann, die aber überpräsent enthalten ist. Dem gegenüber fällt dann aber alles andere nebenher ab, was ggf. noch echten Geschmack liefern könnte.
Gespannt darf man sein, wie sie das Produkt nach dem aktuellen EuGH-Urteil nennen werden. “Vegetarischer Leberaufstrich” sicherlich auch nicht, weil da ja nicht mal Leber drin sein dürfte. Bei den vegetarischen Frikadellen aus gleichem Hause bräuchte man sich ja nur beim bayerischen Dialekt bedienen; ich würde sagen der Begriff “Vegetarische Mühlenpflanzerl” klingt doch sehr stimmig (wenn man nicht aus Bayern kommt).
 

Pimp my Abendbrot – Leberwurststulle

Pimp my Leberwurstbrot – Oder, wie der Berliner sagen würde: Mach ma Appel bei die Leber. Und so beginnt die Geschichte mit einer kleinen Pfanne, die auf den Herd gestellt und angeheizt wird.

In die Pfanne kommt etwas Fett, das kann ruhig Butter sein, allerdings sollte die Pfanne dann nicht so stark erhitzt werden.

Schalotte und ein säuerlicher Apfel werden fein gewürfelt und in die schmelzende Butter gegeben.

Es sollte nicht zu viel umgerührt werden. Etwas Bräune ist erlaubt. Der Pfanneninhalt wird mit je einer Prise Salz und Zucker gewürzt.

Kommen wir zum Hauptdarsteller des Abends: Die Leberwurst. Persönlichen Vorlieben kann hier nachgegangen werden. Ich ziehe eine grobe Leberwurst ohne Schnickschnack vor.

Als erstes wird das Brot oder Brötchen der Wahl mit der Wurst beschmiert.

Dann kommt ein oder zwei Esslöffel voll von der Apfel-Zwiebel-Pfanne hinzu.

Und dann bleibt nur noch eins:

Mmmh. Lecker. Wer mag, kann auch noch eine Variante anbringen. Dabei wird die noch leere Brötchenhälfte bzw. die Stulle hauchdünn mit Senf überkratzt.

Empfohlen wird der einzig wahre Senf. 😉 Der Rest ist dann genau wie bei der anderen Hälfte: Darauf die Wurst (Vorsicht, dass man den Senf nicht zusammenschiebt!) und zwei Esslöffel vom Pfanneninhalt.

Guten Appetit.