Obwohl oder auch weil es am vergangenen Sonntag ein schönes Rip-Eye-Steak gab – ich hatte auch noch eins im Kühlschrank, dass langsam vor sich hin wetagedte. Das Wort ist übrigens kein Tippfehler, formal zwar vermutlich richtig, aber so eher ungebräuchlich ist. Heißt: Das Steak lag im Prozess des „wet aged“, was ein Gegenstück zum dry aged ist und – wie der Name vermuten lässt – in feuchter Umgebung (sprich eingeschweißt) rumliegt. So habe ich mich auch mal versucht.
Die Pfanne habe ich eine ganze Weile aufheizen lassen. Sie besteht aus Auluguss und hält eigentlich ein bisschen was auch. Leider hat sie schon einen kleinen Fehler, den ich bei einer Woll-Pfanne so nicht erwartet hätte: An ein paar Stellen wirft die Beschichtung kleine Blasen. Das war aber schon vor dem Steak so, hat also nichts damit zu tun. Also, die Pfanne wurde richtig heiß, so stark es meine Platte drunter hinbekam. Statt das Öl in die Pfanne zu geben, pinsel ich lieber das Fleisch damit ein. Das brät dann besser und verbrennt in der Pfanne nicht. Und man nimmt auch nicht zu viel Öl.
Auf dem Bild liegt das Steak schon auf der 2. Seite. Ohne Grill fehlen natürlich die Grillstreifen, aber schön knusprig ist es auch geworden.
Leider war das Fleischstück relativ dünn, aber ich habe es trotzdem schön rosa hinbekommen. Etwas gesalzen und gepfeffert habe ich es auf dem Teller … Hmmm.
Zwischenfrucht
Die Lupine wird in der Landwirtschaft gern als Zwischenfrucht eingesetzt. Sie bringt Stickstoff in den Boden und verbessert die Bodenstruktur. Eine spezielle Art der Lupine ist die Süßlupine, deren Früchte im Gegensatz zur Bitterlupine keine Giftstoffe enthalten und demzufolge essbar sind. Man kann sie zu allerlei Lebensmittel verarbeiten, in der vegetarischen Küche ist sie in einigen Fällen ein guter Ersatz für Soja.
Und es gibt Eis aus Süßlupine. Davon habe ich diese Woche gekostet und muss sagen, dass es gar nicht mal schlecht ist. Es war nicht übertrieben aromatisiert, hatte eine Konsistenz, die entfernt eher an ein Sorbet erinnert, aber das muss nicht wundern, da der Hauptbestandteil Wasser war. Cremig, sahniges Sorbet. So könnte man es nennen. Schade, dass es nur einen schmalen Temperaturpfad gibt, in dem die Konsistenz optimal ist. Man muss beim Essen also genau den Zeitpunkt etwischen, wo es nicht mehr hart und noch nicht flüssig ist. Aber dann ist es gut.
Fisch am Sonntag
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum diese Gaststätte in keinem Sterneführer auftaucht. Und ich weiß es dann natürlich doch. Das liegt im wesentlichen daran, dass für den Erwerb von Sternen, Hauben, Löffeln, Pfannen und was es nicht sonst noch alles gibt, wichtig ist, was als Ambiente um und auf dem Teller sonst noch so stattfindet. Und das gibt es nicht. Ich trinke dort nichtmal am Ende des Essens meinen geliebten Cappuccino – es gibt ihn einfach nicht. Nur: 1 Pott Kaffee. 😉
Rustikal ist das Wort, was mir in dem Zusammenhang einfällt. Aber was der Tellerinhalt dann im Mund und in der Seele bewirkt, das hat definitiv ***** (=5 Sterne).
Ja, ich weiß, das ist einfach nur gebratener Saibling mit Bratkartoffeln und Garnitur. Aber es ist einfach nur lecker und der Koch bringt das Naturprodukt Fisch einfach wundervoll auf den Teller. Dass die Bratkartoffeln ebenfalls einfach nur Spitze sind, hatte ich früher schon erwähnt. Es mögen vielleicht nicht die besten Bratkartoffeln der Region sein, aber sie sind sehr nah dran, und mir fällt die Nr. 1, die es evtl. gar nicht gibt, nicht mal ein.
Der Saibling war super gewürzt und schön knusprig gebraten, dabei innen wunderbar zart und saftig. Selbst die Unterseite des im ganzen gebratenen Fischs war noch knusprig, während ich sie aß, was hierzulange bei Fisch leider nicht selbstverständlich ist. Nicht mal auf der Oberseite, weil da Butter und Zitronensaft alles wieder aufweichen. Hier liegt beides neben dem Fisch auf dem Teller, wie es sein muss. Super. Obersuper. Superlecker. Mir fällt kein Lob mehr ein für dieses Mittag. Punkt.
Übrigens waren der Paprika- und der Gurkensalat auf dem Teller auch sehr lecker. Der Meerrettich ist etwas für die harten; da muss die Zunge ganz schön Übung haben, um den wunderbaren Fischgeschmack noch herauszuschmecken, wenn man ihn verwendet. Aber man muss ihn ja nicht nutzen.
Kategorie: Ausprobiert
Essen KW 35 – Ein Rückblick
Es gab diese Woche ein bisschen was schönes und auch etwas weniger schönes, das fasse ich mal hier zusammen. Fangen wir mit dem Lieblingsfleischer an.
Der hatte eine neue grobe Leberwurst in der Auslage. Sie fiel mir gleich auf, da sie wirklich grobe, große Stückchen enthielt. Und ich LIEBE grobe Leberwurst. Leider gibt es sie kaum noch. Vermutlich ist sie mit den größeren Stückcken nicht mehr maschinengerecht, so dass es sie von den Großfleischereien, deren Produkte man in Supermärkten und Discounter kaufen kann, nicht (mehr) gibt. Maximal erbsengroß sind die Stücke, die dort zu finden sind.
So muss eine grobe Leberwurst aussehen! Und mein Lieblingsfleischer hat sie im Programm, zumindest testweise. Ich bin begeistert! Stücke wie Bohnen oder gar Saubohnen in einer nicht überwürzten Leberwurstmasse. Das hat natürlichen Geschmack, das hat Leber, das hat ein tolles Mund- und Kaugefühl. Handwerkskunst eben. Mit den feinen Leberwürsten kann ich wenig anfangen, diese hier hat Charakter.
Drunter ein frisches Brötchen. Lecker. Ein schönes Brot wäre auch eine gute Idee. Vor Ewigkeiten habe ich mal eine Mischung aus fein gehackten Zwiebeln und Äpfel in der Pfanne angebraten und über ein Leberwurstbrot gegeben, das wäre zur Veredlung hier auch noch eine Idee. Aber es bräuchte es eigentlich nicht. Leider steht Leberwurst auf meiner „Iss-das-mal-lieber-nicht“-Liste, aber diese Wurst steht – gefühlt an den Folgen – ganz weit unten auf dieser und damit oben auf meiner Genuss-Liste.
Vischbrötchen
Beim großen Fischbrater habe ich das Vischbrötchen entdeckt. Und nein, dass ist kein Tippvehler. Genauer gesagt heißt es wohl Backvischbaguette. Ein eingefärbtes Baguette, ein Salatblatt, eine Remoulade sind noch die positiven Bestandteile. Der „Backvisch“ letztendlich der totale Reinfall.
Der erste Eindruck war noch ganz vernünftig. Das panierte Stück Visch im Brötchen sah farblich etwas künstlicher aus als das vorbildgebende Original, zu gleichmäßig, zu orange, aber das Auge ist ja auch mit. Nur eben auch nicht nur. Beim Abbiss zeigte sich der Visch in fischigem Weiß, und auch ein wenig Struktur ist optisch erahnbar. Beim drauf Rumkauen entwickelte sich diese Fischsimulation in ein schleimiges, klebriges und geschmackfreies etwas, das ganz entfernt an ungewürzte Bechamelsoße mit aufgepufftem Getreide erinnerte. Die Konsistenz erinnerte an Milchreis, der nicht mit Rundkorn- sondern mit Puffreis gekocht wurde. Bei allem guten Willen: In der Form, wie ich das verkauft bekommen habe, ist dieses Produkt nicht dem unterstellten Ziel förderlich.
Sonntag Mittag
Nach dem vielen Fisch der letzten Wochen heute mal was fleischliches. Frei nach dem Motto, wenn, dann richtig.
Ein wunderschön gegrilltes Rib-Eye-Steak mit ein wenig Gemüse drumrum. Die Pommes habe ich mir vom Nachbarteller geklaut. Ich muss doch ein wenig mehr auf die Einhaltung meiner Ernährungsregeln achten.
Auf den Punkt gegartes Gemüse, ein Rote-Bete-Salat, der sogar geschmeckt hat (ich mag eigentlich keine Rote Bete, aber mit zunehmendem Alter …), und ein wunderbar medium gegartes, superzartes und saftiges Fleischstück, was will man eigentlich mehr? Und wir lernen aus dem Verhalten des übrigen Tages: Es sind nicht die „Sättigungsbeilagen“, die lange satt machen, es ist der Eiweißträger, der wirklich für eine Sättigung führt. Der Rest ist Gewöhnung und Kopfsache.
Bratsalat für’n Bauch und (mein) Senf dazu
Beim Wochenendeinkauf am letzten Freitag kam ich bei meinem Lieblingsfleischer vorbei und sackte … naja, „becherte“ ist als Begriff anderweitig vergeben … auch erstmals etwas Nudelsalat mit ein. Der von mir doch gern mal genommene Fleischsalat war leider schon aus. Was gehe ich auch kurz vor Geschäftsschluss einkaufen? Achso, ich hatte nicht früher Feierabend. Okay, also nochmal von vorn.
Es geht doch nichts über eingängige Firmenslogans, auch wenn sie manchmal doch grübeln lassen, ob dass wirklich so gemeint ist. In der Hoffnung, dass der Nudelsalat in dem Becher nicht aus dem Stall kommt, habe ich ihn auch nicht in der Pfanne angebraten. Ich überlege gerade, ob es überhaupt ein Produkt bei dem Fleischer gibt, dass in einem solchen Becher verkauft wird, und das dann in die Pfanne kommt. Geschnetzeltes vielleicht. Wobei ich gerade auf sehr hohem Niveau nörgele. Die Produkte aus dem Hause sind schon sehr in Ordnung, auch wenn der Nudelsalat – um mal beim konkreten zu bleiben – ein wenig Pfiff gebrauchen könnte. Aber der hiesige Aborigines an sich ist vermutlich auch geschmacklich gern konservativ eingestellt, was Nudelsalat mit Geschmack fast ausschließt. Als konservativer Nudelsalat ist das Produkt toll und handwerklich perfekt zubereitet.
Mich begleitet(e) auch etwas Bauch. Seither ich darauf geeicht bin, versteckte Fette – zum Beispiel in Wurst – zu vermeiden, esse ich ja keine Bratwurst* mehr, sondern bin auf Grillbauch umgestiegen. Da ist wenigstens nichts versteckt! 😉
An dem Stück sieht man übrigens wieder die hervorragende Qualität des Fleisches meines Lieblingsmetzgers. Das Stück kam quasi in der Größe aus der Grillspfanne, wie es hinein kam, im Gegensatz zu den plastikverschweißten Grillprodukten unbekannter Herkunft aus Discounter, Baumarkt oder Tankstelle, die beim Erhitzen gern mal ein Drittel ihres Volumens verlieren.
Zur besseren Fettverdauung und auch wegen des Geschmacks gabs ein Klecks Senf zum Fleisch.
Das ist übrigens nicht irgendein Senf. Regionale Leser/innen dieses Blogs haben sicher auch schon von der Neuheit von der Insel gehört/gelesen.
Nach einer Meerrettich-Version gibt es den Senf jetzt auch ohne die scharfe Wurzel. Eine Frage drängt sich in dem Zusammenhang aber auch hier auf: Wenn das das „Tutower ORIGINAL“ ist, was wurde in den letzten Jahren in den orangen Bechern mit dem roten (oder grünen) Deckeln verkauft?
Wobei: Der Senf ist gut, hat auch ordentlich Pfiff, fast ein bisschen viel. Bei der Kombination mit dem Grillbauch oben habe ich die Dosis nach den ersten Bissen deutlich reduziert. Vom Fleisch wollte ich ja auch noch was schmecken. Die Konsistenz und der Geschmack erinnern leicht an das plastebebecherte Vorbild, mal sehen, wie sich der Geschmack entwickelt im Laufe der Zeit. Senf reift ja nach, er hat das Zeug dazu, der bessere Nachfolger des Vorgängers zu werden.
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*) Seit ich halbwegs bewusst selbst esse, bin ich sowieso nicht der ganz große Freund von Bratwurst: Sie hat zugegeben die positive Eigenheit, Grillfehlern sehr tolerant gegenüber zu stehen; da ist Fleisch schon eher ein Sensibelchen, aber wenn’s gut gemacht ist, ziehe ich es einer Bratwurst immer vor, vor allem, wenn ich direkten Zugriff auf den Grill habe (oder den Grillchef kenne) und mir das Steak selbst vom Grill nehmen kann. Wow, watt für’n Satz.
Nicht auf den auf den ersten Eindruck vertrauen
Vermutlich werde ich es bereuen, aber ich komme ja nicht an Produkten vorbei, die ich noch nicht kenne und die lecker sein könnten. Okay, zumindest sollte ich sie noch nicht kennen. Wie neu sie wirklich sind, weiß ich nicht. Wobei diesmal beide Hauptzutaten für mich neu sind. Zumindest, was die eigene Zubereitung betrifft.
Wer nur flüchtig hinschaut, denkt sich vielleicht: Bratwurst und Bratkartoffeln? Was soll daran „neu“ sein? Nichts. Weil es beides nicht ist.
Das Schweineprodukt ist eine „Bratwurst nach Käsekrainer Art“, also mit Käse aufgepeppt. Man könnte auch „nackerte Berner“ dazu sagen, weil die Baconhülle fehlt. Aber lecker war sie doch.
Die Beilage sind ein paar Kräuterseitlinge, deren langen, fleischigen Stiel ich in Scheiben schnitt, und briet. Wirkt bei dem warmen, leicht gelblichen Licht in meiner Küche (in der Dunstabzugshaube sind noch Glühbirnen) fast wie Kartoffelscheiben.
Für die Herstellung habe ich eine Anlehnung an die One-Pot-Rezepte genommen, es aber zum Ein-Pfann-Gericht umgewandelt.
Ist die Pfanne groß genug, geht das recht einfach, zwei Sachen nebeneinander zu Braten. Zu den Kräuterseitlingen, die ich als erstes mit etwas Butter und Öl in die Pfanne gab, gesellten sich noch Salz und Pfeffer sowie später eine klein gewürfelte Schalotte und eine ebenso klein – wenn nicht kleiner – gehackte Knoblauchzehe. Dann kamen auch die Würste dazu und alles wurde gut bewacht ab und an umgerührt bzw. gewendet. Nach dem Umräumen auf den Teller streute ich dann noch etwas Schnittlauch drüber.
Ein Festessen, dass ich mit etwas regionalem* Cidar genoss. Beim nächsten Mal werde ich den Pilz wohl mal etwas anders schneiden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man die auch mal längst halbieren kann. Vielleicht macht man dann aus den Köpfen etwas anders und brät die Halbstangen an. Mal sehen.
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*) Wie definiert mal eigentlich regional? Wenn 135 km noch dazu gehört, dann stimmt die Angabe.
Burger in der Sonne (aktualisiert)
Man kann neue oder Aktionsprodukte hochjubeln, man kann es aber auch lassen. Und man kann sowas auch mal in gut nachbauen. Wer etwas tiefer in diesem Blog gräbt (oder einfach dem Link folgt), wird meinen Nachbau des McCurrywurst sehen (und das sehr enttäuschende Original). Lang ist’s her.
Jetzt hat die bekannte Burgerkette einen Big Spargelburger im Sortiment. Den kann man als originell bejubeln, man kann aber auch selber gucken und danach für kein Geld der Welt – wobei das natürlich nur eine Floskel ist – nie wieder sowas kaufen. Und falls jemand das Ding mal in einem Werbeclip oder auf einem PR-Foto gesehen hat: Die Wirklichkeit ist anders!
Diesen Anblick hatte ich, als ich die neutrale Pappschachtel mit der goldenen Möwe öffnete. Auf den ersten Blick gings ja noch. Aber genauer hingucken darf man dann doch nicht. Und schon gar nicht den Deckel lüften.
Eine dicke und ein dünne Spargelstange, frisch wirkender Salat, eine „Hollandaise“ oben und unten, etwas Speck, ein großes Burgerpatty und eine Käse-Scheibe. Das beste war noch der Speck, auch quantitativ, sollte es doch kein Speckburger sein. Das Fleisch hatte stellenweise einen Hauch von Tartar-Geschmack, eine Ecke – in wiefern ein rundes Patty eine Ecke haben kann – wies sogar Röstaromen auf, vermutlich versehentlich, ansonsten wirkte das Fleisch recht geschmacksneutral. Der dünne Spargel ließ sich nicht zerbeißen und musste als ganzes dem Kauprozess zugeführt werden. Und am dicken Spargel biss man sich fast noch die Zähne aus, da er zweidrittel roh war.
Über die Soße sage ich nichts. Wer sowas als Hollandaise bezeichnet, gehört sanft in einem heißen Butterkessel soutiert. Da habe ich aus einem Tetrapak schon bessere „Hollandaise“ gesehen.
Die Optik des Brötchens war beinahe noch das Beste an diesem Schachtelgericht. Und die frische des Salates. Ansonsten überwog die gewohnte, unterdurchschnittliche Qualität, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob es an den Grundprodukten liegt oder an der Zubereitung. Vermutlich an beidem. Letztendlich ist auch dieses Teil ein Beleg für die Falschheit der These, dass das Essen in den Filialen überall gleich schmeckt. Lass euch das nicht einreden. Das ist genau wie die bekannten globalen Softdrinks, die schmecken selbst innerhalb Deutschlands unterschiedlich, von weltweit ganz zu schweigen.
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Aktualisierung: Eine frühere Fassung des Artikels schrieb noch „Käse“ in Anführungszeichen. Die Herdnerd-Rechercheabteilung wies aber den Autor darauf hin, dass es wirklich Käse ist.
Sauer macht lustig
Der große Freund des Sauer-Einlegens bin ich ja nicht. Zumindest sind meine Erfahrungen auf diesem Gebiet gleich null. Das Genießen steht da schon etwas höher in der Bewertung. Saurer Brathering, Mixed Pickels (hier sogar die mit den kleinen Maiskölbchen), Silz-Dall-Gurken, … die Liste ließe sich durchaus lange fortsetzen mit sauren Sachen, die ich gern esse. Nur selber herstellen eben – das habe ich noch nicht gemacht. Das einzige saure, was ich regelmäßig fabriziere, ist eine Vinaigrette, aber dazu nimmt man edle Essige, womit wir dann schon beim Thema wären.
Mein Essiggebrauch beschränkt sich im wesentlichen auf Salatsoßen, so dass der Verbrauch eher gering ist. Natürlich habe ich trotzdem neben Balsamico, Apfelessig & Co. auch immer ein Fläschchen Essig-Essenz im Haus. Das steht aber nicht im Vorratsschrank, sondern bei den Putzmitteln. Und unter dem egozentrischen Blickpunkt meiner Essigverwendung wundere ich mich immer wieder gern, warum das in Supermärkten und Discountern nicht genauso ist.
Apropos „komische Anordnungen in Supermärkten: Ist euch da auch schon mal aufgefallen, dass es in der Knabberabteilung eine vielfältige Auswahl von Nüssen und Nussmischungen gibt, aber keine Haselnüsse? Wenn man die im normalen Zustand und fertig geknackt in der Tüte kaufen will, muss man zu den Backzutaten. Aber das nur nebenbei.
Essig-Essenz, also der 25%-ige pure Essig ohne weitere Geschmacksträger außer essigsauer, wird bei mir in der Küche nur verwendet, um die Edelstahlspüle zu putzen (wir haben hier sehr hartes Wasser) oder den Wasserkocher zu entkalken. Ein tolles Produkt. Und neulich beim Einkaufen, da dachte ich mir doch: „Endlich haben sie die Zeichen der Zeit erkannt und die Essigessenz für die Putzecke in die richtige Flasche abgefüllt!“, als ich das sah:
Endlich die richtige Verpackung, um Oberflächen einzusprühen und zu entkalken. Ich fand die Idee richtig gut, nur bei genauer Betrachtung fand ich dann die Etikettgestaltung doch recht inkonsequent für den Zweck. Das genaue Studium – vor allem der Rückseite – enttäuschte mich doch ein wenig. Es war gar nicht als Putzmittel konzipiert.
Jetzt kann man also alles einfach ansäuern. Immerhin: Die genauere Lektüre erbrachte auch die Erkenntnis, dass hier keine Essig-Essenz in der Sprühflasche verkauft wird. Statt der von mir (und nur von mir) erwarteten 25% Essig sind nur 8% drin. Sonst würde das besprühte Essen vermutlich auch zu schnell zu sauer werden. Und die 8% liegen in der Range, in der auch andere Essige im Handel liegen.
Und dabei würde ich schwören mögen, dass ich Essigessenz wirklich schon mal als Putzmittel im Handel sah, damals aber nicht zugriff …
Dann also doch mediterran
Da lagen noch drei Octopusarme im Kühlschrank rum und harrten der Verwendung. Auf meine Twitteranfrage kam leider nichts konstruktives, so überlegte ich noch ein wenig drauf rum, was ich mir wohl draus baute.
Der ursprüngliche Gedanke war ja was mit Kohl und/oder Kartoffeln. Beides hatte ich auch da, aber beides hatte einen Nachteil: Die Garzeit. Unnötigen technischen Aufwand wollte ich auch nicht treiben. Am besten die Arme in die Pfanne, kurz anbräunen, irgendwas dazu und fertig. Da aber der Octopus bereits gegart war, ging es hier quasi nur ums erwärmen, und wenn ich ihn in der Pfanne gelassen hätte, bis Kartoffeln oder/und Kohl soweit waren, hätte ich vermutlich in den Radiergummivertrieb einsteigen können.
So kam also Plan B, der eigentlich eher ein Plan M(editerran) war. Und der ging so: In die heiße Pfanne kam ein ordentlicher Schuss Olivenöl, in dem zwei gehackte Knoblauchzehen angebraten wurden. Kurz, bevor der Knoblauch wirklich braun wurde, kamen die in Hapse* geteilten Arme dazu und wurden scharf angebraten. In der Zeit schnitt ich zwei Tomaten klein und gab sie auch mit in die Pfanne. twas durchschwenken, dass die Tomaten sich auflösen, Salz und Pfeffer dazu …
Wer’s edel mag, enthäutet das Nachtschattengewächs vorher. Und, damit Herta sich nicht wieder beschwert, kommt noch ein wenig Anspruch hinzu:
Der Saft einer Limette wurde in die Pfanne entleert, dazu kam noch zum Ausgleich etwas Agavendicksaft. Der war griffbereiter als der Zucker im Vorratsschrank. Nochmal gut durchrühren und fertig.
Für ein gutes Mittag wäre jetzt Pasta eine gute Beilage. Ich aß es als Abendbrot und nahm etwas weißes Brot dazu. Das war super zum Soßenresteaufditschen. Das war alles sehr erfrischend. Eine halbe Limette hätte vermutlich auch gereicht, aber ich habe gerade keine braunen Zucker für den Euro-Caipirinha im Hause, so dass ich für die 2. Häfte keine Verwendung hatte.
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*) Haps als Kurzform für „mundgerechte Stücke“
Wenn wir das Schwein wären
Beim heutigen Kochexperiment habe ich mich von einem Besuch im Bad anregen lassen und mariniere ein wenig Fleisch mit Aromen, mit denen wir uns auch im täglichen Reinigungs-, Wellness- und Pflegeprozess „würzen“. Und da kommt einiges zusammen: Olivenöl und Orange von der Handseife, Rosmarin vom Fußbad, Meersalz, Lemongras, Olivenöl vom Badezusatz, Ingwer und Limette vom Eau de Toilette … Im Vorratsschrank fand ich eben noch eine Flüssigseife mit Thymian und eine mit Kokosmilch, die ich mal freundlich ignoriere, genau wie die Handcreme mit Biokamille und Avocado. Achja, und den Apfel vom Schampoo habe ich auch weggelassen. Aber Apfel, Kamille und Kokosmilch klingen auch eher nach einem Dessert. 😉
Die halbwegs trockenen Zutaten kommen in eine blaue Schüssel. Ob dem trockenen Lemongras noch etwas zu entziehe ist, wage ich zu bezweifeln, aber der Versuch wirds bringen.
Der Saft einer Orange bringt etwas Flüssigkeit dazu.
Und ein ordentlicher Schuss Olivenöl.
Alles wird gut verrührt, damit sich die Aromen entfalten können.
Da kommt das Fleisch in die Marinade. Mal sehen, was sich da so entwickelt.
Alles muss von der Mariante bedeckt sein. Da war die Idee einfach, ein passenderes Gefäß zu nehmen.
Nach ca. 24 Stunden soll es dann soweit sein. Dazu braucht es eine heiße Grillpfanne.
Und natürlich das eingelegte Fleisch. Die Marinade war ja etwas sauer, so wirkte das Fleisch bereits etwas angegart. Da geht’s ihm wohl wie Fisch, den man auch in sauren Milieus garen kann, ohne das Hitze im Spiel ist.
Aus der Marinade …
ging es direkt in die heiße Pfanne. Zisch …
Die anderen Stücke natürlich auch.
Das erste Stück sieht nach dem Umdrehen vielversprechend aus. Ich habe noch ein paar der Ingwer- und Limettenstücke mit hinzu gegeben.
Alles gut mit Grillspuren versehen. Dann mal Auf! Auf! zum Geschmackstest.
Etwas lieblos angerichtet. Die fruchtige Säure schwingt schön mit, aber säuerliches Fleisch muss man vermutlich auch erstmal mögen. Die anderen Aromaten gingen etwas unter. Aber bei drei Säurequellen … Eigentlich kein Wunder. Der gegrillte Ingwer ist ein netter Snack, hat aber wenig mit dem marinierten zu tun.
Die Kurzbratstücke aus dem Schweinelachs („Minutensteaks“) waren vermutlich aber auch die schlechteste Wahl, die ich treffen konnte. Das Fleisch wirkte schon trocken, bevor ich es in die Marinade leckte. Um etwas halbwegs genießbares daraus zu erhalten, muss man in der Pfanne mit hoher Hitze arbeiten, dass die Bratspuren möglichst schnell entstehen. Ein μ zu lange in der Hitze, und das Zeug wird so trocken, dass man es in eine Gewürzmühle würfeln und dann irgendwo rauf mahlen kann.
Eigentlich wollte ich ja auch Nacken kaufen. Aber irgendwie scheint die Grillzeit angebrochen zu sein. Naturell gab es bei meiner Einkaufstour keinen, nur die fertig mariniert eingeschweißten lungerten in den Kühltheken. Ich sehe es mal naiv-positiv: Die Kunden hatten sich alle die unmarinierten gekauft, um sie selber vorzubereiten, und hatten den Fertigkram verschmäht …
„Fleischsalat“
Kommen wir zu einem Beitrag aus der Reihe „Test von Dingen, die ich eigentlich nicht mag“. Wobei, es ist wie bei vielen Sachen, einige Versionen mag ich ja dann doch. Bei Fleischsalat ist das die Variante meines Lieblingsfleischers vom letzten Jahr (oder ist es schon wieder zwei her?) mit Dill in der Majonäse. Zur Zeit hat er Gurke mit drin. Auch nicht schlecht. Das besondere an seinen Zubereitungen ist das im Gegensatz zu sonstigen Varianten eher gröber geschnittene Fleischbrät. Wenn man sich die Fleischsalate in den Kühltheken der Supermärkte und Discounter so anschaut, dann ist das doch eher fein geschnitten, die der Hauchdünn-Schnitt, der auch bei einigen Aufschnittwaren verwendet wird. In der Salatsoße wirkt es dann vermutlich etwas mehr und es fällt nicht so auf, dass der halbe Becherinhalt nur aus dem Dressing besteht.
Wenn in so einem Fleischsalat das Brät ab er auch noch zum Kauen einlädt, finde ich das schon mal besser. Und durch das Verpackungsplastig sah es auch bei meiner neusten käuflichen Errungenschaft so aus. Auf Brot zeigte es sich dann so:
Wirklich was zum Beißen auch nicht, aber besser als vieles andere, was ich schon gesehen habe. Das Brät war „nach Art einer Lyoner“, wie das Etikett informierte, hatte aber von einem der beiden aufgelisteten Farbstoff doch etwas zu viel abbekommen – vielleicht auch von beiden. Es changierte leicht in Richtung orange. In der Salatcreme (eine Majonäse war das nicht) schwammen auch ein paar Gurkenstücke mit, insofern war der Salat mit der aktuellen Version meines Lieblingsfleischers wenigstens in der Hinsicht vergleichbar.
Wenn ich an Fleischsalat denke, habe ich immer einen bestimmten Geschmack schon auf der Zunge, selbst bevor ich ihn überhaupt gegessen habe. Natürlich gibt es dabei ein wenig Spiel nach rechts und links (Dill schmeckt nunmal anders als Gurken), vermutlich ist man den Fleischsalat eben auch genau für diese Geschmackskategorie. Der aktuell getestete hatte sehr wenig, wenn überhaupt etwas, davon. Wobei ich leider nicht rausbekommen habe, ob das an der „Lyoner“, der Salatcreme, der Gurke oder irgendwie allem lag. Letzteres kommt vermutlich am ehesten hin. Die typische Fleischsalat-Note fehlte (fast) völlig.
Damit will ich nicht sagen, dass er schlecht geschmeckt hat; ich mochte ihn eigentlich, nachdem ich mich von den Erwartungen, die ich nach dem Kauf mit ihm verknüpfte, erstmal befreit hatte. Das ist wahrscheinlich auch genau die Strategie, die man fahren sollte, wenn man neues ausprobiert: gar keine Erwartungen aufbauen und vorbehaltfrei testen. Aber dann sollten die Hersteller auch nicht versuchen, irgendwas nachzubauen, damit bei den Einkaufenden irgendwelche Vorstellungen geweckt werden, die dann nicht erfüllt werden.
Und ja, die Anführungsstriche in der Überschrift und im Text sind nicht umsonst gesetzt und bezeichnen nicht Eigennamen oder Zitate, sondern stehen für „sogenannte“. Das Produkt wird als „veggie“ verkauft, was definitiv nur vegetarisch heißen kann, der die „Lyoner“ im wesentlichen aus Hühnereieiweiß besteht. Aber eben nicht nur. Diese Nachbauprodukte zeichnen sich doch immer wieder durch überlange Zutatenlisten aus und sind bspw. in Bioqualität in den seltensten Fällen zu bekommen. Die Eier waren auch nur aus Bodenhaltung, das ginge besser! Von den anderen Zutaten ganz zu schweigen.
Endlich mal was neues!
Die Überschrift ist übrigens eine Forderung, keine Bestandsaufnahme. Aber Kreativität scheint nicht Hauptfähigkeit der Industrie zu sein und sowas abzufordern nicht die Fähigkeit der Konsumenten. Deswegen ist es heutzutage Mode, klassische Fleischgerichte und -produkte mit neuen Rezepturen und weniger Fleisch, dafür mit Hühnereiweiß, Rapsöl, Erbsen, Linsen, u.a. nachzubauen. Und zu hoffen, dass es dem Konsumenten genauso schmeckt wie das Original, aber mit besserem Gewissen. Das hat schon bei Light-Getränken seit den 1980er Jahren nicht funktioniert, es klappt auch nicht mit den vegetarischen oder veganen Nachbauten.
Gibt’s dieses Nachbauessen eigentlich auch schon in Bio? Und regional? Nein? Komisch. Nicht, dass ich etwas gegen vegetarische oder vegane Gerichte und Produkte habe, aber es ist nicht die Aufgabe der Hersteller, Fleisch zu simulieren, sondern etwas geschmackvolles und ggf. auch neues auf den Markt zu werfen. Die Möglichkeiten sind doch groß. Scheinbar wird aber dem Konsumenten eingeredet, er braucht seine Ernährung eigentlich nicht ändern, es gäbe ja auch alles in vegetarisch/vegan; oder will er das aus freien Stücken selber? Naja, jeder braucht seine Religion inkl. Selbstkasteiung für die Reinheit des Gewissens, ohne allzuviel den Gripskasten anstrengen zu müssen.
Konkretes Beispiel der Verirrungen gefällig? Fleischwurst. Gibt’s – wen wunderts? – mittlerweile auch als vegetarische Alternative. Für vegan hat’s nicht gereicht, da Hühnereieiweiß mit drin ist. Da existieren aber schon einige Produkte, die so aufgebaut sind. Ein bekannter Hersteller für Hühnerfleischprodukte (u.a. auch Fleischwurst) schiebt da was in die Kühltheken und ich habe es testweise gekauft. Und gegessen.
Auch wenn auf des Messers Schneide sich das Wort Bio widerspiegelt: Die Wurst ist es nicht. Da stand wohl ein Karton mit einem Biogetränk außerhalb des Bildes. 😉
Vielleicht sollte ich noch eine Info vorweg schieben: Ich mag keine Fleischwurst. Ich habe einige Marken und Typen probiert und sie haben mir alle nicht zugesagt. Eine gute Basis also, diese für mich neue Sorte zu probieren.
Geschmacklich liegt sie dicht dran an den anderen Produkten, die ich im Verlauf der letzten Jahre probiert habe. Die aromatische Bandbreite der fleischlichen Vorbilder ist so groß, da passt auch diese dazwischen. Biss und Mundgefühl finde ich allerdings unterirdisch. Da ist keine echte Substanz drin, die dann doch den Originalen eigen ist. Sicher, auch die werden recht heftig gecuttert, aber die vegetarische Variante ist eher wie schnittfest gemachte feine Streichwurst ohne Basis. Etwas weniger Bindemittel rein, und man hätte eine feine Teewurst (vegetarisch).
Naja, und die Zutatenliste? Vieles, was an hochverarbeiteten Zutaten Rang und Namen hat. Allerlei Zeug, dass man sich nicht freiwillig ins Essen rührt. Nicht mal das Hühnereieiweiß ist im natürlichen Zustand drin sondern als Pulver, von Verdickungsmitteln und Aromastoffen ganz zu schweigen. Und die wichtigste Werbeaussage ist auch ganz präsent auf der Packung, die wunderbar die neue Qualität des Produktes hervorhebt:
Das erinnert mich an einen ehemaligen Testsieger unter den Matrazenherstellern, der mittlerweile nur noch mit „meistverkaufte Matraze“ werben kann, was über die Qualität des Produkts aber sowas von gar nichts aussagt. Aber das nur nebenbei.
Fleischwurst wird es also auch in der vegetarischen Variante in Zukunft nicht auf meinen Standardeinkaufszettel geben, immerhin hat es das mit der Fleischversion gemeinsam. Außer, ich entdecke mal was neues auf dem Gebiet. Aber dass ich sowas nicht regelmäßig kaufe, hat auch sein gutes. Meine Ernährungsberaterin hat von Wurst bzgl. der versteckten, meist minderwertigen Fetten – ernährungsphysiologisch gemeint – dringend abgeraten. Zwar gehört Rapsöl auch eher zu den wertvollen Fetten, wenn es denn kaltgepresst ist, aber davon steht nix auf der Packung. Und so sind 14% raffiniertes Rapsöl (auch wegen seiner Geschmackslosigkeit) eher was für die Hüfte und zählt als verstecktes Fett in diesem Industrieprodukt.