Büfett und Proteine

Neulich habe ich mir im Laden mal die Zutatenlisten von ein paar „High Protein“-Produkten angesehen. Grob vereinfacht kann man also sagen, dass das eigentlich völlig normale Produkte sind, die über die Zugabe von ein wenig hochverarbeiteten und damit denaturiertem Milchprotein aufgepimpt und damit hochpreisig wurden. Das wäre ja nicht weiter der Rede wert, wenn diese sinnlosen Produkte nicht die wirklich normalen teilweise völlig verdrängt hätten. Die haben auch nur unwesentlich weniger Protein im Becher und sind bei geeigneter Auswahl entsprechend wertvoller.

Rund um den 1. September wird eingeschult. Das war zu meiner Kindheit so und sollte auch dieses Jahr so sein. Ich war am Samstag zu einer entsprechenden Feier eingeladen, und ließ mich dort auch blicken. Abends wurde dann ein warmes Büfett angekarrt.

Warmes Büfett mit Gemüse, Geflügel, Schnitzel, Kassler auf Sauerkraut, Buletten und Kroketten und BratkartoffelnGemüse mit Semmelbröseln drüber, Hähnchenbrustfiletstücke mit Ananas, Schnitzel, Kassler auf Sauerkraut, Buletten und Kroketten, Bratkartoffeln, Geschirr, Obst und Käse. Unterhalb des Gemüses gab es noch Gurken- und Kartoffelsalat und Tomate-Mozzarella-Spieße.

Büfett Teil 2: Kassler auf Sauerkraut, Buletten und Kroketten und Bratkartoffeln, Geschirr, Obst und KäseDer hintere Teil des Büfetts nochmal in dichter dran.

Das Büfett kam von meinem Lieblingsfleischer. Nun hat Büfettkunst wenig mit Metzgerskunst zu tun, aber immerhin war das Kassler auf Sauerkraut wirklich sehr lecker. Allerdings gab es auch wieder Beispiele, was auf Büfetts nicht funktioniert, da es trotz Lagerung in Soße irgendwann furztrocken wird. Vor längerer Zeit wäre ich da mal an einem Stück Fisch beinahe erstickt, hier war das mit dem Geflügel nicht ganz so schlimm, aber auch dicht davor. Schnitzel und Bouletten hatte ich nicht probiert. Der Gurkensalat war klassisch und lecker, die Mozzarella-Tomaten-Sticks mit jungen Basilikum-Blättern gehen ja immer … Auch das Gemüse war sehr angenehm, da habe ich gut zugeschlagen.

Sonntagmittag

Das blieb heute unbebildert, war aber aus Gründen recht proteinreich. Ein paar Eier wurden mit etwas Milch verquirlt und gewürzt, anschließend als Rührei in einer gebutterten Pfanne zart und saftig gegart. Hmmm. Dazu gab es direkt aus der Dose „Weiße Riesenbohnen in Vignaigrette“, die waren auch gut und erfrischten durch ihre leichte Säuerlichkeit. Einfache Mischung. Und lecker. Zwar nicht das ganz große Sonntagsessen, aber nach dem Büfett am Sonnabend …

Kulinarisch-philosophische Strategie mit Steak

An dieser Stelle möchte ich mal über Preise und den Umgang mit ihnen in der Gastronomie philosophieren. Allerdings etwas anders, als ihr vielleicht vermutet. Zwei Gedanken vorneweg: Qualität hat ihren Preis, was nicht nur die Produkte sondern auch die Arbeitmit ihnen betrifft. Und: Nicht alles, was teuer ist, muss unbedingt gut sein.

Wenn ihr in einem Restaurant auf der Karte ein Gericht entdeckt, dass ihr unbedingt schon immer mal probieren wolltet, oder wo diese Aussage auf einen wesentlichen Bestandteil zutrifft, aber der Preis des Essens recht weit oberhalb dessen liegt, was ihr sonst normalerweise esst, was macht ihr dann?

Variante 1: Volles Risiko. Ihr prüft sicherheitshalber mehr oder weniger heimlich, ob ihr es euch ausnahmsweise mal leisten könnt und bestellt es einfach.

Variante 2: Ihr bestellt Euch etwas bazahlbareres von der Karte, das in Teilen dem teuren Gericht nahe kommt (Hauptbestandteil, Zubereitung o.ä.) und orpft damit, ob die Küche es perfekt zubereiten kann. Sollte das gelingen, habt ihr das Vertrauen zur Küchenmannschaft aufgebaut, und besucht das Restaurant in nächster Zeit nochmal und bestellt dann das teure Gericht.

In den letzten Jahren habe ich zweimal vor genau diesem Problem gestanden, mich immer für die 2. Variante entschieden und noch nie ein sehr teures Hauptgericht bestellt. In beiden Fällen handelte es sich um Steakvariationen, einmal um ein Flank-Steak und einmal um ein Dry-Aged-Entrecôte am Knochen. Im ersten Fall fand ich nichts vergleichbares preiswerteres auf der Karte, so dass ich recht frei wählte, was in einer kulinarischen Katastrophe endete. Beilage: in Butter geschwenkte Würfel von Wurzelgemüse: das Gemüse knackig roh, die Butter verbrannt. So sollte das bestimmt nicht.

Normales Entrecôte oder auch Rib-Eye-Steak gibt’s ja häufiger, aber auch hier gibt es solche und so’ne, und auch die Zubereitung kann tricky sein. Leider kam es auch nicht optimal auf den Tisch und so habe ich mir die teure Variante bisher erspart.

Wie komme ich eigentlich auf das Thema?

Sonntagmittag

Es gab Steak. Rib-Eye-Steak.

Rib-Eye-Steak auf Austernbilzen und Zucchini mit KartoffelpürreeDa kam ein ordendliches Stück Fleisch auf den Tisch, das auf Sprossen, Zucchinihalbscheiben und Austernpilzen zu liegen kam. Dazu gab es etwas Kartoffelbrei. Das Steak war auf den Punkt gegrillt und vor allem nicht überwürzt, wie ich es vor einiger Zeit anderswo erlebte. Man hatte ordentlich was zu kauen, vor allem, wenn man mit dem Messer nicht geschickt umging und doch ein etwas zu großes Stück absäbelte, aber alles in allem war es dann doch das, was Steakliebhaber wollen: saftig, fleischig, aromatisch aus sich selbst heraus.

Zuvor gönnte ich mir noch ein kleines Carpaccio.

Carpaccio.Auch wenn es hier fast unter dem Grünzeug verschwindet, war es trotzdem sehr delikat. Hat man sich durch das junge, leicht vignaigrettierte Blattgrün gekämpft, das übrigens mit ein paar Parmesanchips lecker ergänzt wurde, kam man auf eine Handvoll entbehrlicher Cashewkerne und dann das zartrosa Rinderfilet in dünnsten Streifen.

Carpaccio.Was ich übrigens sehr schön fand, war die leichte Marmorierung der Filetscheiben, die da fast in nature auf dem Teller lagen und nicht – wie ich auch schon erlebt habe – in irgendeiner Zitronen-Essig-Öl-Soße ertranken (von der Menge und vom Geschmack her). Da kann sich mancher (Pseudeo-)Italienier mal ein Beispiel dran nehmen.

Gute Idee – schlechte Idee: Dressing

Fein gewiegte Schalotten, dazu eine Vinaigrette aus dem guten Tutower Senf, einem leckeren Balsamico-Essig und guten Olivenöl. Das ist, mit ein paar Kräutern und Gewürzen versehen, durchaus eine leckere Angelegenheit.
Und um es sich möglichst einfach zu machen, kann man die Vignaigrette-Zutaten auch in einen Mixbecher werfen und mit einem Pürierstab verarbeiten. Das geht schnell und die Mischung wird perfekt.
Allerdings sollte man die fein gewiegte Schalotte nicht mit hinein tun. Das ergibt zwar ein schönes cremiges Dressing, durch den Balsamico-Essig sieht es aber aus wie Kinderkacke. Wohlschmeckend, aber optisch nicht der Bringer. Merken!