Als Hörer des „Kalk & Welk„-Podcasts mit den beiden Olivers (Kalkhofe und Welke) fühlte ich mich unlängst Herrn Kalkhofe sehr verbunden, vor allem mit dem, was seine ersten „Äußerungen“ im Podcast betrifft, quasi noch im Vorspann. Vor einiger Zeit hatte ich mal wieder einen Karton Haferdrink beim Einkaufen mitgenommen und nun auch getrunken. Es war einer der besseren, Bio, Wasser, Hafer, Sonnenblumenöl, Meersalz. Sonst nix. Schön kühlschrankkalt war er als Haferdrink ein Genuss. Wirklich. Als Milchersatz taugt es zwar nach wie vor nix, aber als das habe ich ihn nicht getrunken. Die deutliche Hafernote brachte Euch den ersten Satz dieses Artikels ein, aber das ist bei einem ehrlichen Haferdrink doch völlig normal.
Insofern ist die Frage, ob ein „XYZ Geschmack“ auf der Packung auch ehrlich ist und damit das Produkt damit eigentlich gut, wenn es denn sonst auch eine positive Bewertung erfährt. Meist wird der Verbraucher (und seine Partnerin, die Verbraucherin) aber doch getäuscht, da das „XYZ“ meist recht groß auf der Packung steht, das „Geschmack“ aber sehr klein. Das ist auf dem Weg zur Unehrlichkeit. Aber das ist meist noch nicht das eigentliche Problem. Die Geschmacksrichtung und die Aromatik werfen in ihrer Widersprüchlichkeit meist die größeren Fragen auf.
Manchmal habe ich so eine Phantasie, wie eine Gruppe Lebensmitteltechnologen Aromastoffe synthetisiert. Wahrscheinlich gibt es ein chemisches oder biologisches Verfahren, dass bei vielen Aromastoffen prinzipiell ähnlich ist, aber wenn man ein wenig an den Ausgangsstoffen oder an irgendwelchen anderen Stellschrauben dreht, kommt hinten ein neuer Aromastoff raus, den es dann zu bestimmen und einzuordnen gilt. Frei nach dem Motto: Hurra, es ist ein Aromastoff, aber wonach schmeckt es eigentlich? Das würde viele Fälle der Aromatisierung erklären. Beispielsweise bei Joghurts mit Fruchtzubereitung. Habt ihr den schon mal probiert, ohne zu wissen, was drin ist, und dann versucht, die Geschmacksrichtung heraus zu bekommen? Bei vielen funktioniert der fruchtige Geschmack nur über das Lesen der Deckelaufschrift oder des Etiketts.
Mein momentanes Highlight ist jahreszeitbedingt die Wassermelone. Ein bekannter Gummibärhersteller hat da auch ein Produkt im Sortiment. Ich weiß ja nicht, wann ihr das letzte mal in eine kühle leckere frische Wassermelone gebissen habt (bei mir etwa 1 Woche her), aber das, was unter dem Label „Wassermelonen Geschmack“ so alles auf dem Markt ist (und das ist nicht nur die erwähnte Zuckergelantine) ist doch einfach nur räudig. Die namensgebenden Lebensmitteltechnologen hatten wahrscheinlich schon einen langen, stressigen Tag oder vorher was geraucht oder getrunken, aber der künstliche Wassermelonengeschmack (im Sinne von: definitiv ohne Beteiligung einer Wassermelone) hat definitiv den falschen Namen. Es fehlt die Frische, die Leichtigkeit und einfach alles, was eine gute, reife Wassermelone ausmacht. Vor Ewigkeiten hatte ich auch mal einen Barsirup „Wassermelone“, der schmeckte genauso. Und gibt’s nicht auch Getränke mit „Wassermelonen Geschmack“? Irgendwas aus dem Gebiet hatte ich auch schon mal. Schlimm, schlimm, schlimm. Esst mehr frische Melone! Und lasst Euch nicht von den Aromastoffen fehlprägen.
Sonntagmittag
Noch bin ich im Abarbeiten von Vorräten, die durch das Familienereignis über mich gekommen sind. Blecherne und gläserne Reserven gilt es, nach und nach zu verbrauchen. Dazu habe ich mir erstmal einen Überblick verschafft und alles, was ich jetzt schon eingelagert habe, nach MHD sortiert. Ganz oben war ein Glas, gerade abgelaufen, aber nach eingehender Prüfung noch als genussfähig eingeordnet. Im Glas ein Halbzeug (wie es in der Mechanik heißt). Das naheliegendste wären ein paar gekochte Eier, die ich aber leider nicht im Hause hatte (mein Eierlieferant hatte meine Bestellung vergessen). Nungut, ich erinnerte mich an eine leckere Suppe, die ich werktags schon gelegentlich von einer Essensausgabestelle gegessen hatte, und dachte, das kriegste auch hin. Da gehörten zwar auch gekochte Eier zu, die waren aber nur – klein gewürfelt – Aufstreu.
Zwei Kartoffeln wurden geschält, klein gewürfelt und gegart. Darüber kam dann die Senfsoße eines bekannten Senfherstellers aus dem Glas. Ein Schuss geeignete Flüssigkeit hätte dem ganzen auch noch gut getan. Da die Kartoffeln mehligkochend waren, zerfielen sie leicht beim kräftigen Umrühren. Etwas Petersilie wertete alles noch ein wenig auf.
Senfsoße mit Kartoffeln als Suppe, nicht unbedingt ein kulinarisches Highlight, aber nicht schlecht. Auch die kräftige Senfnote hätte ein wenig Verdünnung gut vertragen können, für die Suppenkonsistenz fehlte diese auch. Aromatisch war aber nix auszusetzen. Und wer jetzt meint, die Eier würden fehlen, sollte es mal ohne probieren. Geht nämlich auch sehr gut.