Saisonal herbstlich wild

Die Weihnachtszeit steht bevor. Nur noch wenige Wochen bis zum 1. Advent. In den Discountern und Supermärkten stapeln sich schon seit Monaten die entsprechenden Leckereien und bieten die Chance, sich für die Weihnachtszeit zu immunisieren. Bei mir klappt es sonst eigentlich recht gut. So habe ich dieses Wochenende eine Tüte kleiner Lebkuchen/Pfeffernüsse leer gemacht bis mir schlecht wurde.

Angebissene Lebkuchen auf einem TellerDafür habe ich bis zu den Feiertagen erstmal genug davon. Bei Stolle hat das noch nicht geklappt, und ich habe schon 4 Stollen gegessen! Zugegeben, es waren alles Mini-Stollen 😉 Vielleicht hat die Menge des auf einmal verzehrten noch nicht ausgereicht, um Abwehrstoffe zu bilden. Hinter Domino-Steinen habe ich auch schon einen Haken. Fehlen noch Printen, Elisenlebkuchen und Marzipankartoffeln. Schokoweihnachtsmänner sind sowieso vor mir sicher. Ich mag keine Vollmilchschokolade.

Sonntagmittag

Herbstzeit ist nicht nur Kürbiszeit, auch Wild steht jetzt öfter mal auf Menükarten. Schön, wenn das eine auch mal zum anderen kommt. "Saftiger" Wildschweinbraten mit Bayrisch Kraut und Kürbis-Kartoffel-StampfDas Gericht auf diesem Teller wird als „‚Saftiger‘ Wildschweinbraten mit Bayrisch Kraut und Kürbis-Kartoffel-Stampf“ beschrieben und die “ rund um saftig sind von mir und absolut berechtigt. Aber nicht nur der Wildschweinbraten fiel durch Trockenheit auf, auch das Sauerkraut … ähm … hüstel … ähm … räusper …  Bayerisch Kraut war erstaunlich trocken. Da war es sehr vorteilhaft, dass doch ein guter Schwung soße mit auf dem Teller war und die Nockerln aus Kürbis-Kartoffel-Stampf einfach nicht trocken zu kriegen sind.

"Saftiger" Wildschweinbraten mit Bayrisch Kraut und KürbiskartoffelpüreeZugegeben: Wenn man das zum Verzehr bestimmte Fleischstück erstmal schön durch die Soße zog, gings. Dabei fiel dann die Trockenheit nicht besonders auf. Hielt man sich aber an die Regel mit dem 32 Mal kauen (zumindest ein bisschen), wurde das völlig ausgetrocknete Fleisch doch wieder sichtbar. Es schien der Lachs des Wildschweins zu sein, ein – wie ich finde – sowieso völlig überbewertetes Stück Fleisch, dass man auch nur einmal zu heiß angucken muss und dann wird es schon trocken. Vielleicht taugt es ja zum Kurzbraten. Als Schmorgericht gerade auch zum wieder Aufwärmen – das zeigt die Erfahrung – ist es denkbar ungeeignet.

Mango-Ingwer Creme Brûlée mit frischer ObstvariationenAls Dessert gönnte ich mir dann noch einen Pudding mit Karamellkruste und etwas Obst drumrum …

Auf der Cremé Brülee wächst was ;-)Schön, dass auf dem Pudding auch was wuchs. Kleiner Scherz. Das war natürlich ein wenig Minze. Vermutlich hätte das Grünzeug auch ruhig größer sein können. Genug Halt hätte es im Pudding gefunden. Das leichte feine einer Crème Brûlée fehlte dann doch …

Cappuccino mit BauschaummilchschaumBegleitet wurde alles mit einem Bauschaum-Cappuccino. Leute! Trinkt mehr Cappuccino! Dann wird er auch besser! Wenn es einen guten Umsatz mit dem Getränk gibt, nehmen sie vielleicht auch endlich frische Milch für ihre Automaten und nicht „Cappuccino-Milch“ mit höherer Haltbarkeit und mehr Haltbarkeit für den Schaum.

Vanillepudding, Schwarze Johannisbeeren und flotte Haxen

Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut hierzulande Erfindungen genutzt werden. Das betrifft nicht nur die Technologie, wie es an den Beispielen vielleicht herüberkommen wird, sondern auch die Kulinarik (mal im weiteren Sinn). High End Erfindungen ihrer Zeit kamen und kommen aus deutschsprachigen Regionen, die Geschäfte auf dem Weltmarkt machen dann andere. Bei der Entwicklung des Faxgerätes waren deutsche Erfinder (Korn, Dieckmann) nicht unwesentlich beteiligt, bei Kernkraft und Raumfahrt auch. Und auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und ihrer Erzeugung kommt/kam viel Know how aus Deutschland, die Geschäfte werden aber jetzt woanders gemacht. Die Liste ist (fast) beliebig fortsetzbar.

Ebenfalls eine deutsche Erfindung ist Fanta, wenngleich das damals unter dem Namen verkaufte Getränk mit dem heutigen nicht viel zu tun hatte. Dessen Rezeptur kam dann wohl eher aus Italien. Fanta LilaMittlerweile gibt es mehrere Geschmacksrichtungen standardgemäß und ab und zu auch mal neue Sorten – zumindest als Testballons. Bisher stand ja meist drauf, was das denn für eine Geschmacksrichtung ist, was auch wichtig ist, da die Aromastoffe meist ihren natürlichen Vorbildern nicht mehr so wirklich zuzuordnen sind. Und man will doch wissen, was man da in sich hineinschüttet.

Unlängst entdeckte ich eine Rätselvariante in Lila und traute mich nicht, diese zu kaufen. Das lag im wesentlichen daran, dass ich vor Jahren mal die Chance hatte, eine südamerikanische Fanta Grape zu probieren, die richtig chemieeklig künstlich schmeckte, was ich mir nicht nochmal antun wollte.

Ich darf vorwegnehmen, dass diese lila Fanta nichts mit der Weinschorlenfanta aus fernen Landen zu tun hatte. „Interessant“ ist hier eher als Bewertung angebracht, zumal es doch verwundert, wie weit die Lebensmittelchemie offensichtlich mittlerweile ist. Die Plörre hatte irgendwie was cremiges, eher geschmacklich als vom Mundgefühl, was mich doch sehr erstaunte. Das führt auch dazu, dass ich als Geschmacks- und Geruchsnote nicht Vanille angeben würde sondern Vanillepudding. Aber es ist es nicht allein, eine fruchtige Note ist ebenfalls enthalten, so dass ich mich letztendlich auf „Vanillepudding mit schwarzen Johannisbeeren“ durchgerungen habe, sicher auch unter Berücksichtigung des Aussehens des Getränks. Gut gekühlt ging das Getränk auch gut runter, dass es nur mit Süßstoffen gesüßt war, fiel bei der übrigen Aromatisierung nicht so auf. Das macht es aber noch lange nicht zu einem gesunden Getränk, wie die WHO unlängst feststellte (hier und hier).

Sonntagmittag

Haxe, meist in ihrer Form als Schweinshaxe, verfolgt mich schon länger, allerdings ohne mich je eingeholt zu haben. Die Hintergründe dafür sind vielfältig. Ein nicht ganz unwesentlicher ist das Klischee, dass ich vor allem für diejenigen sowas von erfüllen würde, die mich nicht kennen, aber beim Verzehr einer Schweinshaxe beobachten würden. Irgendwie hat so eine Haxe ein Imageproblem. 😉 Dabei muss der Verzehr gar nicht mal so ungesund sein, wie man immer denkt. Das Fleisch einer Haxe ist bei richtiger Zubereitung schön saftig und dabei gar nicht mal sehr fett. Dabei gilt es natürlich, dass umgebende Fettgewebe nicht mitzuessen, was für einige durchaus ein Frevel ist. Lässt man es aber beim Verzehr auf dem Teller, sieht der am Ende natürlich wie ein Schlachtfeld aus und irgendwie hat man auch dank des Knochens das Gefühl, der größte Teil der Haxe geht wieder zurück in die Küche.

Bei der Zubereitung von Haxen gibt es im Großen und Ganzen zwei wesentliche Varianten: kochen und grillen/backen. Das Ergebnis des ersten ist das allbekannte Eisbein, das andere führt zur Grillhaxe. Obwohl ich auch das sanfte Eisbeinfleisch mag (das schwabbelige Fett ist nicht so mein Ding, wobei: mit etwas gutem Senf geht schon mal ein Häppchen), ziehe ich die Grillhaxe vor. Vor allem, wenn sie perfekt zubereitet ist. Das hieße, dass innen ein saftiges Fleisch vorhanden ist und die Schwarte außenrum schön knusprig ist. Das äußere Fett hat dabei die Haxe zum großen Teil verlassen und alles ist wunderbar. Nur leider: Sowas gibt es in der hiesigen Gastronomie nicht und man ist auf’s Selbermachen zurückgeworfen. Aber auch hier hängt alles am Erwerb einer schönen Haxe, was auch nicht so einfach ist. Vor gefühlten Ewigkeiten habe ich mich mal an sowas rangetraut und es wurde recht ordentlich, aber ich habe alle Archive durchforstet und muss wohl sagen, dass ich es nicht ordentlich dokumentiert habe. Wobei: Eine entsprechende EiTV-Folge gibt es. Lang ist’s her.

Mit Freude las ich dann auf einer Speisekarte, dass sich doch ein Restaurant an sowas wie eine Grillhaxe (zumindest die Richtung) herangewagt hat. Sie kam als gebackene Haxe auf den Tisch und kann der Grillhaxe schon recht nahe kommen (immerhin sind das, was ich bisher selber gemacht habe, auch eher gebackene als gegrillte haxen gewesen). Bei einem solchen Gericht stößt man aber auch schnell auf einen grundsätzlichen Widerspruch in der Gastronomie, der so einfach nicht aufzulösen ist, zumindest aus Haxensicht. Was macht man, wenn man einen Gast nicht länger als vielleicht eine halbe Stunde auf sein Essen warten lassen will, die Zubereitung eines Gerichtes aber sehr viel länger dauert? Die Lösung ist im Ansatz relativ einfach. Man bereitet das Gericht bis zu einem Punkt vor, wo es fast fertig ist und konserviert diesen Zustand. Und wenn es der Gast dann abfordert, macht man den Rest. Convenience-Aufwärmer machen in dem Zusammenhang den ersten Schritt nicht selber, sondern kaufen ihre Gerichte vorbereitet und vorgekocht ein und finalisieren sie dann nur noch.

Das Problem ist dann nur, dass manches durch die Unterbrechung des Garvorgangs und die Konservierung zwischendurch auch nicht besser wird. Aber wer will auch anderthalb Stunden oder länger auf so manches Gericht warten? Vielleicht gibt es ja irgendwann Restaurants, wo man bei der Reservierung schon seinen genauen Eintreffzeitpunkt und seine Menüwahl mit angibt und dann vom Rohzustand der Zutaten aus in einem Zug zubereitete Speisen genießen zu können. Aber auf das Konzept wird sich wohl kein Gastronom einlassen, zu unsicher ist das Gästeverhalten bzgl. ihres Erscheinens.

Gebackene Freiland-Schweinehaxe, karamellisiertes Sauerkraut, KartoffelpüreeKommen wir aber vom allgemeinen Philosophieren zum konkreten Essen. Die Nockerln bestehen übrigens aus Kartoffelbrei, das Sauerkraut war wirklich sehr lecker und die Soße passte wunderbar dazu. Der Hinweis, dass Senf eher zu Eisbein und weniger zu Grill-Haxen gereicht wird, wäre hier ein Jammern auf hohem Niveau und vielleicht hätte ich ja auch welchen bekommen, wenn ich ihn bestellt hätte. So gab es eben keinen. 😉

Gebackene Freiland-Schweinehaxe, karamellisiertes Sauerkraut, KartoffelpüreeDie Frage ist auch immer, wie man sowas halbwegs elegant isst. Aber das Problem löste sich, da das Fleisch so zart war, dass es fast vom Knochen fiel und man mit ein wenig Herumgezerre mit der Gabel alles gut vom mit den Fingern gehaltenen Knochen bekam. Geschmacklich sehr gut gelungen, gibt es leider ein wenig Punktabzug im Mundgefühl, was aber sicher komplett durch die zweigeteilte Garung begründet ist. Und wenn man sich bei der Vollendung entscheiden muss, ob man das Stück knusprig oder saftig zum Gast gebracht haben möchte, gilt es, Kompromisse einzugehen. Und zur Not gibt es ja die gute Soße. 😉

Wiedereintritt in die Routine

Natürlich habe ich die Konfitüre nicht wegen des Deckels aus Presspappe (oder etwas ähnlichem) gekauft. Ehrlich gesagt fiel mir diese Eigenart erst beim Öffnen auf. Konfitüre mit PappdeckelGekauft hatte ich sie wegen des verarbeiteten Obstes und einer gewissen beworbenen Stückigkeit. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Also vom Inhalt des Glases.

Der Pappdeckel stellte sich allerdings als große Enttäuschung heraus. Image und Wirklichkeit gehen maximal möglich unterschiedliche Wege. Natürlich weiß ich, dass so ein purer Pappdeckel einigen Anforderungen nicht entspricht. Nicht entsprechen kann. Aber man kann das Glas ja auch noch durch eine (Alu-)Folie steril verschließen. Hauptsache, der Deckel schützt dann die Folie vor Beschädigung. Und dafür, dass der Deckel bleibt wo er ist, hatte er noch eine Halterung aus Pappe, auf der dann die Pflichtangaben zum Inhalt drauf standen. Aber nein, die Chance, etwas ökologischer zu sein, blieb ungenutzt.

Im Pappdeckel verbarg sich ein völlig normaler Blechdeckel. So schnell kommt man also vom positiven Image zum negativen. Anstatt Blech und Dichtungsgummi einzusparen, ist die Herstellung und Anbringung des Pappdeckels reinste Verschwendung. Es braucht manchmal so wenig, um eine an sich schöne Idee zu pervertieren und im schlimmsten Fall für den Öko-Gedanken noch einen Preisaufschlag aufs Produkt zu akzeptieren. Leider weiß ich nicht mehr, was ich für das relativ kleine Glas Konfitüre bezahlt habe …

Sonntagmittag

Zum Essen haben wir diesmal unser Städtchen wieder verlassen. Okay, es sind nur ca. 150 m gewesen. Aber immerhin. 😉

Unsere Regionalpresse hat dieser Tage einen interessanten Artikel veröffentlicht: Bratkartoffeln statt Pommes – wie Gastronomen Energie sparen wollen. Natürlich verstehe ich die Hintergründe für ein solches Verhalten, achte ich zur Zeit auch ein wenig mehr darauf, mit Energie zu Hause und auf Arbeit verantwortungsvoll umzugehen. Regelmäßig Lesende dieses Blogs oder fleißige, die sich jetzt mal durch meine Essensgehbeschreibungen der Vergangenheit arbeiten (ich empfehle diese Filterung) kennen meine Einschätzung der Bratkartoffellage in regionalen Gaststätten und Restaurants. Es gibt nur sehr, sehr wenige, wo es gute Bratkartoffeln gibt; die Riege der schlechten Bratkartoffeln ist dagegen lang: von in der Pfanne erwärmten Kartoffelstückchen über zu lange warmgehaltener Dörrware bis zu vorgewürzter Convenience-Beilage mit leichtem Folientütenaroma ist da alles dabei. So sei also im Rahmen der Energiesparmaßnahmen ein kulinarisches Desaster prophezeit, aber nicht erhofft. Wobei ich das auch nicht so wirklich glaube. Immerhin sind es nicht nur die Pommes, die durch die Fritteuse gezogen werden, gibt es doch auch Einrichtungen, wo bis auf das Salatbouquet (=Krautsalat aus dem 5-l-Eimer) doch alles, was auf dem Teller landet, durch’s heiße Fett gegart/finalisiert wird: Kroketten, Kartoffelspalten, panierter Fisch, Schnitzel, Steaks, …

In den ersten Januarwochen ist es manchmal nicht einfach, eine gastliche Stätte zum Zwecke der Mittagseinnahme zu finden. Völlig zu Recht gönne ich natürlich Wirtsleuten und Servicepersonal nach den anstrengenden Feiertagen auch mal etwas frei. Es ist aber auch schön, wenn nicht alle gleichzeitig zu machen und sie koordiniert in die Ferien gehen. Immerhin wird es für den Esswilligen offensichtlich auch immer schwieriger etwas zu finden, verschwinden doch immer mal wieder Atzungsstellen von der Bildfläche. Aber die Nachfrage scheint Anfang Januar auch nicht so groß zu sein: Die Gaststätte, die wir besuchten, hatte die Hälfte ihrer Fläche unzugänglich gemacht (was bei einem zweigeteilten Gastraum relativ einfach ist) und nur eine bewirtschaftet. Und auch dort war nicht alles wegreserviert.

Beim Essen entschied ich mich mal sehr rustikal. Wirklich regelmäßig habe ich das Gericht seinerzeit in meiner Schulzeit von der Schulküche vorgesetzt bekommen, danach habe ich es eigentlich nie mehr gegessen. Nur rund um die Jahrtausendwende habe ich es ein paar Mal zubereitet, ein Lieblingsmensch mochte es recht gern. Wobei: „zubereitet“ ist recht euphemistisch.

Grützwurst, Sauerkraut, SalzkartoffelnDas schwierigste ist wohl, darauf zu achten, dass beim Erwärmen nix anbrennt und das Salz im Kochwasser der Kartoffeln ist. Die Grützwurst kann man natürlich auch noch abschmecken, aber oft ist das entbehrlich. Das Sauerkraut hatte einen leichten Hawaii-Anteil, was ihm aber durchaus gut zu Gesicht stand. Wobei sich Hawaii in der klassischen Form widerspiegelte: Ananas. Ich vertrete zwar nach wie vor die Meinung, dass „Hawaii“ unbedingt auch der Zusatz für alle Gerichte mit Frühstücksfleisch sein müsste, aber das nur nebenher.

Das Gericht kam vollendet auf den Tisch und schmeckte lecker. So gut hatte ich es für mich nicht in Erinnerung. Vielleicht sollte ich doch mal geübte Aversionen gegen gewisse Speisen überdenken, vor allem, wenn sie aus früherer Jugend stammen. Dabei fällt mir aber gerade kein konkretes Beispiel ein, aber vielleicht gibt es noch sowas. Meine Ablehung den gelben Maiskörnern gegenüber ist neueren Datums und bleibt demzufolge erhalten. 😉

Krustenbraten (18.09.2019)

Heute war mal wieder Zeit für einen Klassiker. Wobei sich das Klassiker-sein vieleicht nicht unbedingt auf mein Essverhalten bezieht, sondern eher auf das Angebotsverhalten des Fleischerimbiss‘. So, wie diese Fleischstücke im Verkaufstresen präsentiert – im ganzen und zum Portionieren frisch aufgeschnitten – und vorher zubereitet werden, scheint da irgendwer zumindest in dem Aspekt sein Handwerk zu verstehen.

Pökelig rosa kommt es daher und ist derart zart und saftig, dass man fast nicht glauben kann, dass diese Eigenschaften ganz ohne Hilfsmittel erreicht werden.
Das Sauerkraut unten drunter ist übrigens schön schlotzig und passt hervorragend zum Fleisch. Nur die Brattüften hängen etwas hinterher, was nicht allein der transportbedingten zeitweisen Verkapselung geschuldet war. Aber der Anteil bratspurfreier Kartoffelscheiben war hoch, und das intensive Tischgespräch, was die Essensaufnahme leicht in die Länge zog, machte es nicht besser.

Präsidentensuppe (28.06.2019)

Woher diese Suppe ihren präsidialen Namen hat, liegt als Erkenntnis nicht vor. Aber das hindert ja nicht daran, sie zu genießen. Gibt es doch einige körperliche Genüsse, die ohne Kopfbeteiligung umso besser werden.

Unter den frischen Kräutern verbirgt sich eine Suppe, deren wesentlichen Bestandteile Sauerkraut, Rinderhackfleisch, Gurke, Rahm und Porree sind. Etwas besser sieht man es hier (nicht wirklich):

Die säuerliche Suppe ist angenehm aromatisch und von hoher Leckerness. Sie kommt sicherlich von einem deutschen Präsidenten, immerhin ist Sauerkraut mit drin. Das sorgt dann auch dafür, dass man beim Essen überlegt, ob man nicht auch eine Gabel dazu holt. Nur mit dem Löffel lässt sich das manchmal doch recht langfaserige Sauerkraut schlecht bändigen.
Aber der geschickte Esser schafft das schon. 😉

Krustenbraten (06.05.2019)

Optik: 4-
Kartoffeln: 4-
Sauerkraut: 2+ (nach dem Auffinden)
Fleisch: 1-
Kruste: 2
Und damit ihr wisst, worum es geht, hier auch noch das Bild:

Die schlechte Note für die Brat-Kartoffeln führt im wesentlichen auf den Transportschaden zurück, den mitgebrachtes Essen öfter mal hat, wenn man das kollektive Mitessen von mehreren Ständen holen muss.

Das Sauerkraut war erst durch das beiseiteschieben des Fleisches sichtbar und von der Menge diesmal eher übersichtlich. Das Fleisch war saftig und schmackhaft.
Die Kruste ging teilweise den Weg, den auch die Bratkartoffeln gingen, wenn sie mit einer warmen feuchten Masse zusammen in einer dicht schließenden Verpackung vereint sind. Während die Kartoffeln aber durchweg durchweichten, gab es bei der Kruste einige leckere und krosse Lichtblicke.
Vermutlich sollte man das Gericht direkt im Fleischerimbiss essen …

Erdapfel gerührt, nicht geschüttelt

Das eigentümliche an der Experimentalküche: Man steht am Herd und will nur mal was ausprobieren, mal sehen, was sich entwickelt. Und irgendwann mittendrin merkt man: ‚Oups, das wird gar nicht so schlecht. Schade, dass man nicht von Anfang an Fotos gemacht hat.‘ So fängt auch diese Fotokochstory mittendrin an.
Karoffeln, Butter, Milch, Wurst, Würze
Zur Erklärung. Ich habe zwei kleine Kartoffeln ziemlich klein gewürfelt. Im Nachhinein würde ich sagen: Da hätte ich mir etwas mehr Mühe geben können und sie noch kleiner schneiden können. Aber so gehts auch, es wird eben nur etwas rustikaler. Ein Würstchen (hier: Debreziner) wurde in Scheiben geschnitten, aber nicht von Anfang an mitgegart. Eine Schalotte wurde noch gewürfelt und dann gings los.
In einem kleinen Topf wurde reichlich Butter geschmolzen und darin die Zwiebel angeschwitzt. Sehr schnell kamen die Kartoffelwürfel dazu. Und ein Deckel drauf. Die Kartoffeln waren schließlich noch roh. Bei sanfter Hitze schmurgelte das vor sich hin. Dabei dürfen ruhig ein paar Röstaromen entstehen. Damit die nicht die Oberhand gewinnen, sollte der Topfinhalt gelegentlich gerührt werden.
Nach ca. 10 Minuten kommt der Deckel vom Topf und der Inhalt wird mit etwas Milch abgelöscht. Nun geht das Rühren los. Es ähnelt ein wenig der Risotto-Zubereitung, wobei die Milch die Brühe ersetzt, aber nicht unbedingt heiß sein muss. Die Kartoffelwürfel werden solange in der leicht köchelnden Milch gerührt, bis sie schön schlotzig werden. Dabei wird immer mal wieder etwas Milch dazu gegeben und solange gerührt, bis sie fast weg ist. Irgendwann zwischendurch kommen die Wurstscheiben dazu, ich habe auch noch etwas (wenig!) Salz und Rosmarin (getrocknet) hinzu gegeben. Und rühren, rühren, rühren.
Schlotzig
Es ist dabei durchaus angedacht, dass sich die Kartoffelwürfel an den Kanten anfangen aufzulösen. Das gelingt mit mehlig kochenden Kartoffeln vermutlich schneller als bei meinen festkochenden. Bei letzteren muss eben etwas kräftiger gerührt werden. Irgendwann wird alles schön schlotzig.
Kartoffelrisotto mit Sauerkraut
Das Sauerkraut, was hier mit auf dem Teller ist, hatte ich noch über, es ist zubereitet gewesen und musste nur warm gemacht werden. Eine leckere Kombination.
Kartoffelrisotto
Schöne Gemengelage. Man könnte es als Kartoffelrisotto mit Wursteinlage und Sauerkraut bezeichnen. Man was anderes. Vermutlich wäre es noch eine Idee gewesen, in die Kartoffelmasse etwas Käse einzuarbeiten. Oder alles in eine Auflaufform zu geben und mit Käse zu überbacken. Viel Spaß beim Ausprobieren.

Horizontal – vertikal

Warum muss man eigentlich die Bestandteile eines Essens immer nebeneinander auf einen Teller legen? Zugegeben, der Beiguss (vulgo: Soße) wird doch auch gern mal partiell über das Essen gegeben, sollte sich nicht auf dem Teller ein Soßenspiegel befinden. Aber Soße gibt es dieses mal nicht so wirklich, also bleibt die Kreation aus Bratfleisch, Sauerkraut und Kartoffeln frei in der Gestaltung. Wie wäre es mal mit übereinander?
Vorweg: Steak mit Auflage
Und bevor das große Rätselraten los geht: Eigentlich ist die Zubereitung wie beinahe immer recht einfach, es muss einem eben nur mal einfallen.
PFanne mit Butter - heiß
Wie häufig wird erstmal etwas Fett in der Pfanne erhitzt. In dem Fall ist es Butter mit einem Schuss Rapsöl. Das muss nicht besonders heiß sein, geht ja bei Butter sowieso nicht.
Kartoffelmus
Diese Matschegatsche besteht im wesentlichen aus einer rohen Kartoffel, die ich durch meien Parmesanreibe gehobelt habe. Etwas gröber hätte es ruhig sein können, aber ein Rösti soll es nicht gleich werden (Warum eigentlich nicht?). Die Masse habe ich mit Salz und Pfeffer und einen Hauch Muskat gewürzt. Sicher hätte man eine sehr fein gehackte Schalotte oder eine Knoblauchzehe mit verarbeiten können. Da ich nur eine festkochende Kartoffel hatte, habe ich sicherheitshalber einen halben Teelöffel Kartoffelstärke unter gemischt – wegen der Bindung. Bei mehlig kochenden Kartoffeln ist das sicher verzichtbar.
Die Form des Matschhaufens ist nicht ganz unbedacht gewählt. Man orientiert sich am Fleischstück. Es ist nicht ganz so einfach, die Masse in Form in die Pfanne zu bekommen, aber es geht. Irgendwie kann man es immer vom Brettchen schieben und in der Pfanne schnell das Aussehen korrigieren.
Kartoffelmasse braten
Nun wird eine zweite Pfanne heiß gemacht. Die Empfehlung geht in Richtung Eisenpfanne, weil mit heiß richtig dolle heiß gemeint ist. Ich war beim Braten sehr froh über deutsche Gesetzesgründlichkeit: Kein Rauchmelder in der Küche. Das qualmte ordentlich aus der Pfanne, als ich das Fleisch rein tat.
Fleisch anbraten
Wichtig ist dabei, ein hoch erhitzbares Öl zu nehmen. Kaltgepresstes Olivenöl scheidet damit aus. Aber Butterschmalz wäre eine Idee. Oder Erdnussöl. Oder raffiniertes Sonnenblumenöl. Heiß, heiß, heiß. Es geht einzig und allein darum, die Fleischoberfläche zu bräunen. Mehr soll gar nicht passieren.
Kartoffelfladen umdrehen
Beim Fleisch anbraten und dem Rauch in der Küche darf man aber auch nicht den Kartoffelfladen vergessen. Auch der sollte rechtzeitig umgedreht werden.
Fleisch umgedreht
Nach weniger als einer Minute wird dann auch das Rumpsteak umgedreht und auch die zweite Seite schnell und hartnäckig angebraten. Anschließend kommt das Fleischstück bei 80°C zum Nachgaren in den Ofen. Das kann dann dort noch etwas dauern.
Bratspuren mit Sauerkraut aufnehmen
Um die Bratspuren aufzunehmen, habe ich das Sauerkraut in der Steakbratpfanne erwärmt und gut über den Boden geschleift. Das Kraut war vorher schon gegart und musste nur aufgewärmt werden. Rohen Sauerkraut braucht etwas länger.
Kraut auf Fleisch
Nun kann auch schon aufgetürmt werden. Das Kraut wird auf dem Fleisch drappiert und dann kommt das knusprige Kartoffelstück oben drauf.
Fleisch mit Auflage.
Sollte das Fleisch vorher noch nicht den richtigen Garpunkt haben (Druckprobe), kann man auch den ganzen Turm nochmal in den Ofen schieben. Dann wird aber der Kartoffeldeckel sehr knusprig. Aber zu hart soll er nicht werden, denn dann wird es schwierig mit dem schneiden beim Essen.
Aufschnitt
Herrlich rosa und saftig. Auch wenn es vielleicht so aussieht, aber das Fleisch ist medium und nicht rare. Kein Wunder bei guten 20 Minuten im Ofen. Guten Appetit.

Im 7. Himmel

Man kann auf kulinarischem Gebiet immer mal wieder experimentieren, aber dass die Fachleute doch meist recht mit dem haben, was sie sagen, vor allem, wenn es durch andere auch noch bestätigt wird, darauf sollten man sich gelegentlich mal besinnen. Schwarmintelligenz ist wohl das dazugehörige Modewort. Ich sehe diese Eigenschaft größerer Massen eher skeptisch und halte es da eher mit Heiner Müller, der mal gesagt haben soll: „Zehn Deutsche sind natürlich dümmer als fünf Deutsche.“ Vermutlich ist dies nicht auf einzelne Länder beschränkt.
Heute mal wieder ein richtiges Stück Rind auf den Teller, genauer: Erstmal in die Pfanne. Diesmal sollte es ganz fachkundig zubereitet werden. Also erstmal die Pfanne richtig heiß machen.
Pfanne erhitzen - aber richtig
Das Öl sollte hoch erhitzbar sein. Auch gegen Butterschmalz wäre nichts einzuwenden, im konkreten Fall war es dann aber doch Erdnussöl. In dieses kommt dann das Fleischstück und wird schnell und heiß angebräunt.
T-Bone in der Pfanne
Wichtig bei dieser Art der Zubereitung sind folgende Punkte:
– sehr heiße Pfanne
– Fettrand eingeschnitten (sonst wölbt sich das Stück)
– nebenbei den Ofen auf 80-100°C vorheizen.
Wenn die Unterseite gut gebräunt ist, darf das Fleischstück umgedreht werden.
Zweite Seite anbraten
Dabei darf es ruhig aus der Pfanne etwas rauchen. Alles ist nämlich so heiß, dass dieses Anbräunen nicht sehr viel mehr als 2-3 Minuten gedauert hat.
Der Ofen ist vorgeheizt, es sollen aber noch weitere Vorbereitungen folgen.
Rosmarin
Ein Zweiglein Rosmarin lege ich auf den Rost. Darauf kommt das Fleischstück.
Fleischstück im Ofen zuende garen
Damit der Zeitpunkt der richtigen Garung nicht verpasst wird, wird das Steak noch mit einem Thermometer gespickt.
Messsonde einführen
Dabei sollte man aufpassen, dass die Spitze wirklich irgendwo mitten im Fleisch steckt und keine Berührungen mit dem Knochen hat.
Nun heißt es warten, bis die richtige Fleischtemperatur erreicht ist.
Messfühler einführen
Die linke Zahl ist die relevante. Nun bleibt Zeit, sich um die Beilagen zu kümmen. In der Pfanne befindet sich neben überflüssigem Bratfett auch noch etwas Bratensatz, den man seiner kulinarischen Bestimmung zuführen könnte. Da es keine Soße geben soll, halbiere ich einige Cocktailtomaten und lege sie mit den Schnittflächen auf den Bratensatz.
Tomaten lösen Bratensatz
Und da ich noch ein wenig von dem Sauerkraut von neulich hatte, nahm auch dieses noch seine Aufgabe wahr.
Sauerkraut auch in die Pfanne
Das ganze schiebt man ein wenig durch die Pfanne, bis die Tomaten schöne Röstspuren an der Schnittfläche haben und das Kraut auch wieder etwas gebräunter aussieht.
Zieltemperatur erreicht
Ist die Zieltemperatur erreicht (es hätten auch ruhig nur 54°C sein können), ist das Steak fast fertig. In der Ruhe des Anrichtens kann es noch etwas ruhen.
Teller anwärmen
Der Teller steht übrigens nicht zufällig auf der zwar ausgeschalteten, aber noch warmen Herdstelle, wo vorher die Pfanne stand. Dadurch wird auch er noch etwas angewärmt. So, wie es sein soll.
Fleisch fertig
Das T-Bone-Steak wird dem Ofen entnommen und von der Messsonde befreit. Es kann während des Anrichtens noch etwas ruhen.
Anrichten
Auf dem Teller werden neben dem Fleisch die Tomatenhälften und das Kraut verteilt.
Salzen und Pfeffern
Fleisch und Tomaten werden noch mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt. Das Kraut kam verzehrfertig aus dem Glas. Man hätte vor dem Anrichten auch das Rinderfett noch abschneiden können, man kann es aber auch dem Esser überlassen.
Rosa
Rosa, saftig und unheimlich gut. Auch die Filetseite sah so schön rosa aus. Herrlich.

Uninspiriert

Manchmal sollte man doch einfach mal die Klappe bzw. im Sinne des Bloggens die Finger still halten. Da schreibe ich doch in einen Kommentar, dass es heute marinierte Rinderhüfte geben soll. Warum mach ich das? Nun muss ich auch das Gericht nachreichen.
Das Marinieren hätte der Fleischer meines Vertrauens schon für mich erledigt, irgendwas mit Kräutern. Ich hatte das schon öfter mal gekauft. An den „Scheiben“ (nicht ohne Grund in Anführungszeichen) ist nichts besonderes, sie scheinen weder über das Mindestmaß hinaus gereift noch besonders gut geschnitten zu sein. Dafür hat man was zu beißen.
Aber irgendwie war ich uninspiriert. Steakburger hatte ich ja schon einige gemacht, da wollte ich nicht schon wieder einen bauen. Ich hatte zwar eine Idee für eine originelle Zwischenebene, aber das hebe ich mir mal für was aufwendigeres auf; vermutlich wird das eher ein süddeutsches Gericht. Heute fand ich ein Glas Sauerkraut im Vorratsschrank, dass nicht mehr nur Sauerkraut war. Die Fleischstücke kamen in die vorgeheizte Grillpfanne. Als sie diese zum Ausruhen wieder verließen, kam die Sauerkrautzubereitung zum Aufwärmen in die Pfanne. Hintergedanke war, damit auch die zahlreich vorhandenen Bratspuren des Fleisches aufzunehmen, was auch gelang.
Rinderhüfte mit Sauerkraut
Als das Kraut aus dem Glas kam, war es noch entschieden heller, es hat schön die Pfanne geputzt und den Bratensatz aufgenommen. Der Feldsalat war nur Zierde, den gab es separat. Durch die sehr unterschiedlichen Dicken der Fleischstücke hatte man alle Gargrade in einem Stück, von „well-done“ über „medium“ bis „rare“. 😉